Chronik/Wien

Wien: Nur jede zweite Infektion wird bei Kindern entdeckt

Jede zweite Covid-Infektion eines Kindes oder Jugendlichen wird in Wien nicht entdeckt. Das zeigte die in Wien durchgeführte Lead-Covid-19-Studie, für die Wissenschafter Anitkörpertests bei über 600 ungeimpften Kinder und Jugendlichen durchführten, die glaubten, nicht mit dem Virus infiziert gewesen zu sein. Die Impfung ist der einzige Weg, um die Kinder zu schützen, schloss Projektleiterin Marie-Kathrin Breyer vom Ludwig Boltzmann-Institut für Lungengesundheit.

Bei rund zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen in Wien war vor allem mit den mehrmals wöchentlich in Schulen durchgeführten Covid-Tests bereits eine Ansteckung festgestellt worden. Dass diese Zahl jedoch nur rund die Hälfte aller Infizierten der Altersgruppe von sechs bis 20 Jahren abbildet, stellten die Wissenschafter nun mit den im Oktober 2021 erhobenen Daten fest.

20 Prozent infiziert

Bei den Sechs- bis Zwölfjährigen waren 9,3 Prozent wissentlich infiziert, die Studie fand zusätzliche 8,8 Prozent, deren Infektion bisher unentdeckt geblieben ist. Bei den Jugendlichen zwischen zwölf und 20 Jahren zeichnet sich ein ähnliches Bild: 12,4 Prozent dieser Altersgruppe hatten wissentlich eine Infektion durchgemacht, mehr noch - nämlich 13,7 Prozent - unwissentlich. Rund 20 Prozent der Wiener Kinder und Jugendlichen sind demnach bereits mit dem Coronavirus infiziert gewesen.

Das Testen an den Wiener Schulen sei wichtig, da die Dunkelziffer ansonsten noch höher läge. Es ist zu befürchten, dass das in anderen Bundesländern der Fall ist, denn die Wiener Kinder und Jugendlichen sind österreichweit am besten getestet, stellte Breyer in einer Aussendung fest. "Nicht nur, dass eine SARS-CoV-2 Erkrankung bei Kindern nicht immer komplikationslos und ohne Langzeitfolgen verläuft, sondern die Kinder und Jugendlichen sorgen auch für weitere Verbreitung des Virus. Wollen wir unsere Kinder wirklich schützen - und damit auch uns und andere - ist die Impfung der einzige Weg", sagte die Wissenschafterin.

Dunkelziffer

Im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wurde betont, dass die Dunkelziffer von 100 Prozent eine gute Nachricht sei - auch wenn dies paradox klinge, wie ein Sprecher gegenüber der APA erläuterte. Allerdings: In der bis dato letzten Seroprävalenz-Studie in dieser Alterskategorie im Jahr 2020 war die angenommene Dunkelziffer bei mindestens 300 bis 400 Prozent gelegen. Damals sei in der Altersgruppe auch noch kaum getestet worden.

Durch die aktuelle Studie sehe man sich in der Strategie bestätigt, in Wien etwa zwei Mal in der Woche PCR-Tests bei Schülern anzuwenden. Dadurch könne man frühzeitig Infektionsketten unterbrechen und Folgeinfektionen vermeiden. Ohne dieser Teststrategie würde die Dunkelziffer bei einem Vielfachen liegen, zeigte man sich überzeugt.