Wien in der Bürokratie-Falle?
Von Martin Gantner
Drei Viertel der befragten Wiener Unternehmer klagen über bürokratische Hürden – Negativrekord in Österreich. Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner (S) kontert.
KURIER: Frau Brauner, die Studie des Wirtschaftsbundes kommt zu keinem erfreulichen Ergebnis ...
Renate Brauner: Ich gebe zu bedenken, dass der Wirtschaftsbund noch immer eine Teilorganisation der ÖVP ist. Die Vorwürfe sind einseitig und wird dem Engagement unserer Mitarbeiter nicht gerecht. Richtig ist: Wien hat sich verpflichtet, alle Gesetze auf Wirtschaftsfreundlichkeit hin zu überprüfen. Eine Arbeitsgruppe, in der die Kammer vertreten ist, befasst sich laufend mit dem Thema. Verbesserungen sind schließlich immer möglich .
Laut Umfrage teilen die Unternehmer Ihren Optimismus nicht.
Das mag mit einem Informationsdefizit zusammenhängen. In Wien ist es seit Jahren möglich, ein Gewerbe online anzumelden. Wir haben pro Jahr 23.000 dieser Anmeldungen – die Hälfte werden unbürokratisch online eingebracht. Außerdem werden die Bezirksämter laufend zu One-Stop-Shops ausgeweitet.
Der Wirtschaftsbund sagt, erste Absiedelungen aus Wien würden drohen.
Im Rekordjahr 2011 haben sich 126 ausländische Firmen in Wien niedergelassen. 8200 Unternehmen wurden neu gegründet. Wie viele abwandern, können wir nicht sagen.
Heute treffen Sie auf den nö. Verkehrslandesrat Wilfing (VP). Könnte Wien künftig Park-&-Ride-Anlagen in NÖ mitfinanzieren?
Das muss man sich ansehen. Wir brauchen ein Gesamtkonzept. Eines sei aber angemerkt: Niemand hält NÖ davon ab, ähnlich günstige Öffi-Tarife anzubieten wie wir in Wien.