Chronik/Wien

Honig, Hektik, Punsch in Herzform

Die Punschstände kann man schon von Weitem ausmachen. Es sind jene, um die sich die meisten Menschen gesammelt haben. In dem Gastro-Stand ganz unten in der Spittelberggasse steht Maja Vrana und zapft fleißig Glühmost, Aperol-Orangen- oder Jamaika-Punsch. Es ist ihre achte Saison als Punschverkäuferin. Trotz der Hektik kommt sie alle Jahre wieder auf den Adventmarkt am Spittelberg. Weil es einfach etwas Besonderes ist. Mit ihrer Meinung ist sie wohl nicht ganz alleine. Immerhin wurde der Markt mitten im 7. von der Wirtschaftskammer 2012 zum beliebtesten Markt der Wiener gekürt.

Romantik

Die schmalen, geschmückten Gässchen, denen man eine gewisse Romantik nicht absprechen kann, tragen ihren Teil dazu bei. Ein paar Meter die kopfsteingepflasterte Straße entlang finden Besucher den Stand von Josef Stich, seines Zeichens Imker. Ein Beruf, der bei so einem Namen fast schon vorgezeichnet war. Mit zwölf Jahren fing er jedenfalls seinen ersten Bienenschwarm und seit zwölf verkauft Stich am Spittelberg verschiedenste Sorten Honig, Met und selbst gezogene Wachskerzen.

Dank der relativ milden Temperaturen ist Stich derzeit noch in Lodenjanker gehüllt. Aber auch kältere Tage machen dem erprobten Standler nichts. Einen Heizkörper gibt es in seinem Stand jedenfalls nicht. ("Da ist man sonst auf den Beinen gegrillt und am Oberkörper erfroren.") Ein bisschen mehr Kälte wäre aber nicht schlecht, meint Stich. Nicht so sehr wegen der Kunden, die es bei winterlichen Temperaturen vermehrt zum Adventmarkt treibt, sondern wegen seiner Bienen. Denn die brauchen eine ordentliche Winterruhe.

Schafwoll-Schlapfen

Winterliches Wetter wünscht sich auch Peter Stottern ein paar Kilometer nördlich auf dem Christkindlmarkt. Je niedriger die Temperaturen, desto beliebter seine kuscheligen Produkte: Stottern verkauft Schafwoll-Schlapfen, Wolldecken oder Kuscheltier-Schafe vor dem Rathaus. Im Schatten des Bürgermeistersitzes und einer 140 Jahre alten und 28 Meter hohen Fichte aus Südtirol hält hier der größte und wohl auch bekannteste Wiener Christkindlmarkt Hof. Selbst für Profi-Marktfahrer Wilfried Stöger, der jährlich Dutzende Märkte mit seinen Produkten besucht, bleibt der Adventmarkt eine Besonderheit. Ein wenig wohl auch deswegen, weil seit jeher der Weihnachtsmarkt eindeutig der wichtigste war. Hier musste man genug Geld erwirtschaften, um über die markttechnisch kargen Monate zu Jahresbeginn zu kommen.

Das sollte aber auch diesmal kein Problem werden. Seit Samstagnachmittag schlendern wieder Tausende Wiener und Touristen durch die Gänge zwischen den Ständen, bewundern handgemachte Glaskugeln oder Holzspielzeug bei einer (oder zwei) Tasse(n) Punsch. Der heuer übrigens in herzförmigen Häferln angeboten wird.