Chronik/Wien

Der unteren Mahü geht kein Licht auf

Es ist der erste Weihnachtseinkaufssamstag nach dem Umbau von Österreichs wohl bekanntester Einkaufstraße, der Mariahilfer Straße (Mahü) in Wien.

Nach Ende der Zankereien über die Sinnhaftigkeit einer Fußgängerzone gibt es jetzt wieder Zündstoff. Dieses Mal geht es um die Weihnachtsbeleuchtung. Die fällt heuer zumindest im unteren Abschnitt, vom Getreidemarkt bis zur Stiftgasse, aus. Lichterketten und Glitzer-Sterne gibt es erst danach. Der Grund ist einleuchtend: Zu wenige Unternehmer wollten die Kosten für die Weihnachtsdekoration mittragen.

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"Ja, schauen Sie raus, wie das ausschaut", sagt Bea, Verkäuferin im Jeansladen im unteren Teil der Mariahilfer Straße. "Einladend ist das nicht." Seit Jahren zahle man die Kosten für die Weihnachtsbeleuchtung, aber "die Großen", der Turek etwa, oder der Leiner, die würden nicht zahlen.

Einzelkämpfer

Diskrepanzen darüber, wer für die Weihnachtsdekoration auf der Mariahilfer Straße zahlt und wer nicht, gab es schon öfters. Deshalb kleben in der Weihnachtszeit auch Schilder mit der Aufschrift Wir sind Förderer der Weihnachtsbeleuchtung der Mariahilfer Straße in den Auslagen jener Geschäfte, die mitzahlen. Auch im Kosmetik-Fachgeschäft Weiss klebt ein solches Schild im Schaufenster. "Wir zahlen regelmäßig", sagt Geschäftsführer Daniel Weiss. "Der Erlagschein kommt immer im November. Heuer haben wir nur ein Brief mit der Information erhalten, dass zu wenige Unternehmen mitzahlen und es deshalb keine Weihnachtsbeleuchtung bis zur Stiftgasse geben wird."

Weiss findet das "sehr schade". Aber: "Die Mariahilfer Straße ist eine Welt von Einzelkämpfern, es gibt keine Gemeinschaft hier."

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Birgit Heindl Becker eröffnete erst im November ihre Tee Stube in der Mariahilfer Straße 33. Sie hätte aber ohnehin nicht für eine Weihnachtsbeleuchtung gezahlt: "Ich bin für Weihnachtslichter, aber die Kosten sollte der Bezirk übernehmen" meint sie. Es sei "eine Frechheit, dass die kleinen Unternehmen für die großen zahlen.
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Die Firma Turek betreibt zwei Geschäfte auf der Mahü, eines im oberen Bereich, eines im unteren: "Wir haben 15 Filialen in Wien und müssen überall für die Weihnachtsdeko zahlen", heißt es aus der Geschäftsleitung. Auf der Mahü habe man zuerst nicht gezahlt, dann aber doch Bereitschaft signalisiert. "Dann hat man uns gesagt, es sei zu spät."

Keine Lichter mehr

"Ja, so ist es jetzt halt", sagt Adolf Brenner, Geschäftsführer des Clubs der Unternehmer der Mariahilfer Straße (CUM). "Wenn nicht gezahlt wird, gibt es auch keine Weihnachtsbeleuchtung. So einfach ist das." Trittbrettfahrer werde es immer geben.

Berechnet werden die Kosten für die Weihnachtsbeleuchtung nach der Portallänge der Geschäfte. Deshalb müssen große Unternehmer – so sie zahlen – deutlich tiefer in die Tasche greifen als die kleinen.

Dass es erstmals keine durchgängige Weihnachtsbeleuchtung auf der Mahü gibt, findet Brenner schade. Aber: "Wenn weiterhin so wenige zahlen, fallen die Lichter nächstes Jahr auf der ganzen Mariahilfer Straße aus."