Wieder Zwischenfall mit Fiakerpferd: Stute sackte in Wien zusammen
Das Fiakerpferd Ayana dürfte am Montag Glück im Unglück gehabt haben – und zwar in zweierlei Hinsicht. Gegen 10 Uhr befand sich die Stute mit ihrem Chef, dem selbst ernannten Fiakerbaron Wolfgang Fasching am Stephansplatz – und brach plötzlich zusammen. „Ich glaube, sie war sogar kurz bewusstlos“, sagt Fasching.
Doch der Fiakerunternehmer und Ayana bekamen rasch Hilfe: Zufällig kam eine Veterinärmedizin-Studentin vorbei und half mit, das am Boden liegende Tier zu versorgen. Die herbeigerufene Pferderettung narkotisierte Ayana schließlich und hob sie mit einem Kran auf einen Transporter.
Das Tier wurde zur weiteren Behandlung ins veterinärmedizinische Krankenhaus in der Donaustadt gebracht.
Laut Fasching hat Ayana einen sogenannten Kreuzschlag erlitten. Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Übersäuerung des Muskelapparats. „Eigentlich ist das ein Todesurteil“, sagt Fasching.
Doch Ayana dürfte noch einmal davongekommen sein: Es gehe ihr den Umständen entsprechend gut, hieß es am Montagabend.
Zwei Pferde starben
Dennoch heizt der Vorfall die Debatte um die Haltungs- und Arbeitsbedingungen der Fiakerpferde an.
„Wie viele Pferde müssen noch mitten in der Stadt zusammenbrechen, bis der zuständige Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky von der SPÖ endlich handelt?“, fragt Georg Prinz vom Verein gegen Tierfabriken (VGT).
Er spielt darauf an, dass der gestrige Vorfall nicht der erste dieser Art im heurigen Jahr ist: Im Juli fiel am Michaelerplatz nach einem Kreuzschlag ein Fiakerpferd um und verendete. Nur ein Monat davor hatte Hengst Nelson mitten am Ring einen Aorta-Riss erlitten, an dem er auch verstarb.
Während letztere Todesursache – ähnlich wie ein Schlaganfall beim Menschen – als nur bedingt vermeidbar gilt, ist das beim Kreuzschlag etwas anders: Die Erkrankung tritt nämlich bei Belastung, oft nach vorangegangener längerer Ruhephase, auf.
Corona-Opfer
Ayana sei am Montag zum ersten Mal seit 14 Tagen im Einsatz gewesen, sagt Fiaker Fasching. Das Problem sei, dass es wegen der Pandemie zu wenig Arbeit für die Tiere gebe. „Meine Pferde sind ohne die Touristen und Wien-Besucher einfach unterbeschäftigt. Obwohl die Tiere trotzdem in Bewegung gehalten werden, fehlt ihnen doch der gewohnte Einsatz als Fiaker-Pferde.“
Zweifel an dieser Darstellung hat der VGT: Es sei die Pflicht der Fiaker-Unternehmer, die Pferde in den Betrieben ausreichend zu bewegen, sodass es erst gar nicht zu Kreuzschlägen kommen kann, sagt Sprecher Prinz. Er fordert vor diesem Hintergrund ein Fiaker-Verbot für ganz Österreich.
„Vier Pfoten“ schließt sich dem an: Die Liste der Gefahren und Stressfaktoren für Pferde in der Stadt sei lang, teilt die Tierschutzorganisation mit. „Warum ersparen wir den Tieren nicht diese Bedingungen und der Öffentlichkeit in Folge die verstörenden Bilder zusammenbrechender Pferde?“