Chronik/Wien

Weniger Autos, mehr Grün: Wohin die Reise für die Thaliastraße geht

Momentan ist die Thaliastraße vor allem für Autos da. Daran besteht für alle, die sich dort zu Fuß oder auf dem Fahrrad bewegen, kein Zweifel. Das könnte sich jedoch bald stark ändern.

Zwar ist sie eine durchaus belebte Einkaufsstraße, zum Verweilen lädt sie aufgrund des starken Durchzugsverkehrs, schmaler Gehsteige, fehlender Radwege und weniger Aufenthaltsräume aber nicht ein. Oder wie es Bezirksvorsteher Franz Prokop (SPÖ) formuliert: "Die Thaliastraße ist in die Jahre gekommen."

Von der Auto- zur Flaniermeile

Darum wird die drei Kilometer lange Straße bis 2023 in mehreren Abschnitten umgebaut. Den Auftakt macht im kommenden Jahr der Abschnitt zwischen Gürtel und Feßtgasse/Panikengasse. Damit am Ende dieses Prozesses die "Flaniermeile" steht, die Prokop vorschwebt, wurde im April von der Gebietsbetreuung ein Beteiligungsprozess eingeleitet, um die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger in die Planung miteinzubeziehen.

Bis September wurden 2.180 Fragebögen auf Deutsch, Türkisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch ausgefüllt, 400 Menschen nahmen an Live-Chats teil, mit weiteren je knapp 80 Geschäftsleuten und Anrainern wurden persönliche Gespräche geführt. Inklusive des gesammelten Feedbacks per Telefon oder Email haben etwa 3.000 Personen ihre Wünsche für die Umgestaltung geäußert, nun liegt dem KURIER die Auswertung vor.

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Und die Ergebnisse geben eine deutliche Richtung vor: Mehr Platz und Komfort für Fußgänger, weniger Autos, mehr Grün und generell mehr Aufenthaltsqualität, das sind zusammengefasst die zentralen Wünsche der Befragten.

Neuaufteilung des Verkehrsraums

Generell beklagen viele die Verkehrssituation und wünschen sich eine deutliche Einschränkung des motorisierten Verkehrs, baulich getrennte Radwege und eine barrierefreie Gestaltung der Straße. Auch der Wunsch nach einer - zumindest abschnittsweise - Umwandlung der Thaliastraße in eine Begegnungs- oder Fußgängerzone wurde häufig geäußert.

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Konkret wünschen sich etwa 82 Prozent der Befragten flachere Gehsteigkanten, 77 Prozent verbesserte Querungsmöglichkeiten, 76 Prozent breitere Gehsteige und 64 Prozent mehr Radabstellmöglichkeiten.

Grünraum und Entsiegelung

Neben der Übermacht der Autos beklagen viele Anwohner auch die sommerliche Hitze - derzeit wird die Thaliastraße hauptsächlich als Betonwüste gesehen. So wünschen sich 90 Prozent mehr Bäume, beinahe ebensoviele plädieren für mehr versickerungsfähige Oberflächen (also eine Entsiegelung von Flächen), mehr Grünelemente wie Beete und Sträucher, schattige Sitzmöglichkeiten und Fassadenbegrünungen.

Für mehr Trinkbrunnen sprechen sich immer noch 70 Prozent aus, Sprühnebelduschen findet hingegen nur etwa ein Drittel wichtig.

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Um die Aufenthaltsqualität zusätzlich zu verbessern, wollen zwei Drittel auch zusätzliche Sitzgelegenheiten, etwas mehr als die Hälfte legt Wert auf hochwertige Bodenbeläge und kinderfreundliche Gestaltung. Und auch konsumfreie Zonen stehen auf der Ottakringer Wunschliste.

Wie es weitergeht

Die gesammelten Vorschläge werden nun vom beauftragten Planungsbüro mit dem technisch Machbaren in Einklang gebracht und in einen ersten Entwurf übersetzt. Dieser soll bis Ende des Jahres vorliegen, damit vor dem geplanten Baubeginn im kommenden Jahr noch einmal Rückmeldungen der Bevölkerung auf den konkreten Vorschlag eingeholt werden kann, hieß es aus der Bezirksvertretung auf KURIER-Anfrage.

Damit am Ende eine Flaniermeile herauskommt, auf der die Menschen auch wirklich flanieren wollen.