Von Ute Bock bis Alois Mock: 16 neue Straßennamen für Wien
Von Agnes Preusser
Nach ihrem Tod gedachten ihr 10.000 Menschen am Heldenplatz, jetzt wird ihr zu Ehren in Favoriten ein Weg benannt. Die Rede ist von Flüchtlingshelferin Ute Bock.
Der Weg zwischen Gußriegelstraße und Windtenstraße befindet sich in unmittelbarer Nähe des Ute-Bock-Hauses, in dem auch nach Bocks Tod Asylwerber beraten und betreut werden.
Gegen die Stimmen der FPÖ
Im Dezember war ein Mehrparteien-Antrag von Neos, Grüne und SPÖ zur Benennung im Bezirksparlament angenommen worden.
Allerdings gegen die Stimmen der FPÖ. Nach dem heutigen endgültigen Beschluss des Kulturausschusses, dass der Ute-Bock-Weg realisiert wird, meldeten sich die Blauen darum prompt via Aussendung zu Wort. Ute Bock hätte zum „katastrophalen Ruf Favoritens als Multi-Kulti-Pulverfass“ beigetragen und die Benennung sei eine „Schande“.
Das Wort „Schande“ bezüglich Straßennamen oder Denkmälern fällt im öffentlichen Diskurs übrigens häufig. Allerdings üblicherweise nicht im Bezug auf Menschenrechtsaktivisten, sondern bei Personen mit antisemitischem Hintergrund.
Bedenkliche Straßennamen
In Wien wurden darum 178 Straßennamen von einer Historikerkommission als bedenklich eingestuft, weil ihre Namenspaten antisemitische oder antidemokratische Gesinnung an den Tag gelegt hätten.
28 davon haben bereits eine Zusatztafel. Noch heuer sollen solche Tafeln auch bei den restlichen 150 bedenklichen Straßennamen montiert werden, wie Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) kürzlich im KURIER ankündigte.
Die Benennung des Ute-Bock-Wegs ist indes nicht der einzig neue Name, der zukünftig auf Wiens Straßenkarte zu finden sein wird. 15 weitere Namen wurden vom Kulturausschuss beschlossen.
Geehrt werden unter anderem der ehemalige Vizekanzler Alois Mock (ÖVP), Kammerschauspielerin Hilde Sochor und Widerstandskämpferin und Frauenrechtlerin Irma Schwager.
Frauenanteil steigt
Von den 16 Straßen werden acht nach Frauen benannt, sechs nach Männern. Ein Weg ist Familie Klagsbrunn gewidmet, die vor den Nationalsozialisten nach Brasilien flüchten musste. Und ein Weg ist nach Zwergplanet Pluto benannt – ein kleiner Trost für alle, die noch immer trauern, weil ihm 2006 der Planetenstatus aberkannt wurde.
Mit dem leichten Überhang an Frauen-Namen steigt der Anteil der weiblichen Straßennamen. Wenn auch sehr langsam. Gab es in Wien 2018 elf Prozent nach Frauen benannte Straßen, sind es jetzt zwölf Prozent, heißt es aus dem Stadtratsbüro.
Die weiteren neuen Namen: Ruth Maier, bekannt als die österreichische Anne Frank, Heidemarie Lex-Nalis (Pionierin der Elementarpädagogik), Porträtfotografin Adele Perlmutter, Designerin Vally Wieselthier, Filmproduzentin Elfi Dassanowsky.
Weiters die Lokalpolitiker Richard Tauber, Ernst Paul Zimper und Günther Goller, Unternehmer Josef Prangl und Architekt Dietz von Weidenberg.