Eine Stimme für das Pickerl als das kleinere Übel
Von Josef Gebhard
Schauen Sie, die zwei zugeschneiten Autos da vorne: Die stehen schon zwei Wochen hier“, sagt Helmut Baumgartner, der in der Währinger Kreuzgasse einen Schlüsseldienst betreibt. Sein Geschäft liegt knapp an der Grenze zu Hernals, wo vor wenigen Monaten das Parkpickerl eingeführt wurde. „Seitdem ist hier alles zugeparkt.“
„Notgedrungen“ wird Baumgartner daher bei der noch bis 14. Februar laufenden Währinger Umfrage dafür stimmen, dass auch der 18. Bezirk ein Pickerl bekommt. Als Bezirksvorsteher Karl Homole (ÖVP) die Bürger im März das erste Mal darüber abstimmen ließ, hatte er noch dagegen gestimmt.
Unter der verschärften Parkplatz-Not leidet auch Hannelore Guriencu, Hemdenschneiderin in der Martinstraße. „Es war früher schon schwierig, jetzt ist aber alles zusammengebrochen. Die Situation ist geschäftsschädigend.“ Deshalb stimmt auch sie für das Pickerl.
Geht es nach ihr, müsste es aber in ganz Wien eingeführt werden: „Das sagt einem ja der Menschenverstand, dass es gar nicht anders geht.“ Insofern hätte sich Homole die Umfrage und die damit verbundenen Kosten sparen können.
Eklat um Finanzierung
Und Letztere sorgen auch auf politischer Ebene für Wirbel: Weil laut Homole „keine Zeit zu verlieren war“, gab dieser die nötigen 50.000 Euro auf Basis einer Notkompetenz frei. In der nachträglichen Sitzung des Finanzausschusses stimmten SPÖ und Grüne prompt dagegen, weshalb es für die Genehmigung keine Mehrheit gibt.
„Homoles Vorgangsweise ist ein politischer Affront“, sagt SPÖ-Klubchef Robert Stein. Ob sich daraus rechtliche Konsequenzen ergeben, werde gerade geprüft. Politische Folgen seien aber auf alle Fälle gewiss, betont Stein in Hinblick auf die nächsten Budget-Verhandlungen.
In zwei Wochen wird auch in Hietzing eine Pickerl-Umfrage starten. Daneben plant die Wirtschaftskammer eine Befragung der Unternehmer in beiden Bezirken. Damit will man die Anliegen der Betriebe aufzeigen.