Chronik/Wien

Vassilakou: "Tempo-30-Zonen retten Leben"

Gehen die Ökos in Österreichs erster rot-grüner Regierung auf Landesebene unter? Maria Vassilakou glaubt nicht. Ein Gespräch über den Radler-Boom und verschleuderte Werbemillionen.

KURIER: Ein Jahr Rot-Grün. Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Maria Vassilakou: Sehr gut. Klar ist aber, dass wir in den nächsten zwei Monaten viel Arbeit vor uns haben. Erst dann ist eine Zwischenbilanz sinnvoll.

Wie sieht es mit einem neuen Wahlrecht aus? Was wurde aus der Aktiv-Card für Kinder und was aus dem 100-Euro-Öffi-Ticket?
Fakt ist, dass wir die höchste Mindestsicherung Österreichs eingeführt haben und Rekorde im Radverkehr erleben. Am Ring haben wir heuer erstmals mehr als eine Million Radfahrer gezählt. Die Verhandlungen für eine Wahlrechtsreform laufen und das billigere Öffi-Jahresticket wird in Kürze präsentiert.

Bleibt's bei den 365 Euro für die Jahreskarte?
Das bleibt mein Ziel.

Wackelt die Verlängerung der U2 bis Gudrunstraße tatsächlich?
Derzeit werden Trassenvarianten geprüft. Alles andere sind Spekulationen.

Sie beschwören seit Monaten neue Tempo-30-Zonen. Ganz ehrlich: Die sind schon heute zu 90 Prozent Realität.
Wir stehen bei knapp 70 Prozent. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Todesfolge geht zwar auch in Wien zurück, aber der Anteil der tödlich verunglückten Fußgänger steigt. Von 29 tödlich Verletzten waren im Vorjahr 21 zu Fuß unterwegs. Der Anhalteweg eines Autos, das mit 30 km/h fährt, beträgt zwölf Meter. Bei 50 km/h sind es bereits 26 Meter. Tempo-30-Zonen werden Leben retten.

Wie sieht Ihr Fahrplan aus?
2012 erfolgt der Lückenschluss in acht Bezirken und 30 Grätzeln. 2013 sind sechs Bezirke und 68 Wohngrätzln an der Reihe.

Was wird es kosten?
Knapp 1,5 Millionen Euro, wenn alles umgesetzt wird. In den ersten zwei Jahren trägt die Stadt 80 Prozent der Kosten. Ab 2015 müssen die Bezirke dafür aufkommen.

Was ist dran an dem Gerücht, dass in Penzing, Ottakring, Hernals und Währing das Parkpickerl über die Vorortelinie hinaus eingeführt werden soll?

Das ist allein Sache der Bezirke. Fix ist aber, dass der 15. Bezirk das Pickerl ausweitet. Die Bezirke 10, 12, 14 und 16 bis 18 stehen der Sache positiv gegenüber.

"Die Stadt verschleudert Millionen für Inserate und Selbstbeweihräucherung." Hat sich an Ihrer Meinung vom Juni 2010 was geändert?
Ich würde es heute wohl freundlicher formulieren. Aber ich
bin der Meinung, dass die Stadt sicher mit weniger Werbeausgaben auskommen könnte.

Die VP zeigte auf: 2010 gab die Stadt 47 Millionen Euro für Werbung aus. 2007 waren es 20 Millionen weniger.
Es ginge mit weniger Geld, ja. Fast wichtiger erschiene mir, dass für jeden Bürger transparent ist, welcher Stadtrat wo wie viel Geld für Inserate ausgibt.

Ein Sprichwort sagt: Ämter verändern Menschen schneller als Menschen ein Amt. Was hat der Vize-Job mit Maria Vassilakou angestellt?
(überlegt lange) Da bin ich wohl die falsche Ansprechperson. Aber bislang konnte ich noch keine Nebenwirkungen an mir feststellen.

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