Van der Bellen wird Wiener Gemeinderat
Von Martin Gantner
Seine Beliebtheit wurde ihm am Ende zum Verhängnis. 11.952 Vorzugsstimmen heimste der einstige Boss der Bundesgrünen bei den Wiener Wahlen 2010 ein. Die Überraschung war groß, am größten wohl für Alexander Van der Bellen selbst. Sein Versprechen damals: "Wenn es Rot-Grün gibt, übersiedle ich auf jeden Fall (in den Wiener Gemeinderat, Anm.) ." Doch Van der Bellen blieb, wo er war – im Nationalrat. Die Empörung war enorm, von grünem Sündenfall und Wählertäuschung war die Rede. Dass der einstige Ober-Öko fortan den einerseits sehr gut dotierten, aber andererseits sehr zahnlosen Posten des Wiener Universitätsbeauftragten bekleidete, konnte die Gemüter nicht beruhigen.
"Es blieb ein Makel haften, dass ich den Wählerauftrag nicht angenommen habe", sagt Van der Bellen heute. "Das hat mich beschäftigt in den letzten 18 Monaten."
Wechsel ab Juli
Am Donnerstag wurde bekannt, dass der grüne "Professor" sein Versprechen doch noch einzuhalten gedenkt. Er wurde als Nachfolger von Sigrid Pilz vorgestellt. Die grüne Gesundheitsexpertin tritt Anfang Juli ihren Job als neue Wiener Patientenanwältin an. Ob sich Van der Bellen, der sich seiner neuen Aufgabe ebenfalls ab Juli widmen möchte, nun um das Thema Gesundheit kümmert? "Ich rauche noch immer", antwortet der 68-Jährige nur. Er wäre lieber weiterhin für Bildungsthemen zuständig.
Der Posten des Uni-Sonderbeauftragten würde neu ausgeschrieben. Dies hätten Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und seine grüne Stellvertreterin, Maria Vassilakou, bereits beschlossen. Letztere freut sich über den Neuzugang: "Van der Bellen war in jeder seiner Positionen (...) für seine inhaltliche Sachlichkeit bemüht." Eine Sachlichkeit, mit der die Grünen künftig wohl vor allem im bürgerlichen Lager punkten wollen (siehe Kommentar Seite 2) .
Das frei werdende Ticket für den Nationalrat löst Bruno Rossmann ein. Der AK-Experte saß schon einmal für die Ökopartei als Budgetsprecher im Hohen Haus.
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