Chronik/Wien

Falscher Arzt betreute auch Spitzensportler

Der Mann gab sich jahrelang  als Mediziner aus und flog erst durch einen Zufall auf. Es sind etliche Medaillen, die der Spitzensportler mit seinem Chefcoach erringen konnte – unter anderem auch bei den Paralympics. Das Problem: Der erfolgreiche Trainer gab sich auch als Arzt aus. Doch das war er nicht. Er hat nie ein Medizinstudium in Angriff genommen. Was ihn nicht daran hinderte, seine Dienste Leistungs- und Hobbysportlern anzubieten. Am Montag wurde der Mann im Landesgericht für Strafsachen in Wien wegen schweren Betrugs und Kurpfuscherei verurteilt: Er kam mit 14 Monaten auf Bewährung davon; nicht rechtskräftig.


Sechs Jahre ein Team

„Ich habe sechs Jahre mit ihm zusammengearbeitet“, erinnert sich der Spitzensportler. Erst im Vorjahr habe man sich getrennt. „Weil er sehr wenig Zeit hatte.“ Medizinisch sei er von ihm nie betreut worden. „Er hatte keine Praxis. Aber ich wusste, dass er Arzt ist.“


Was der Angeklagte aber definitiv nicht war. Er habe sich in diese Situation hineingeredet, erzählt er vor Gericht. „Das Unheil hat damit begonnen, dass ich meiner damaligen Freundin blöderweise erzählt habe, dass ich Arzt bin“, schildert er. Er habe mit der Betriebswirtschaftlerin mithalten wollen. Es sei die Idee der Frau gewesen, seinen akademischen Grad im Reisepass anzugeben. „Dann wurde der Doktortitel in allen anderen Dokumenten automatisch übernommen“, erzählt er.  Er trat als Sportmediziner und Internist auf.


Hochstapler

„Er ist ein Hochstapler, nicht so sehr ein Betrüger“, sagt sein Anwalt Rudi Mayer. Doch es war nicht nur der Paralympics-Athlet, den er hinters Licht führte. Der Mann etablierte sich als Berater im Behindertensport. „Dort wurde allgemein bekannt, dass ich Arzt bin. Da ich Angst hatte, das Gesicht zu verlieren, habe ich das nicht revidiert.“ Um seine Ausbildung zu untermauern, fälschte er sogar ein Schreiben des Wiener AKH.


Selbst aus gebildet Zudem bot er  in einem Institut sportmedizinische Untersuchungen an. 234 derartige Untersuchungen führte er durch, außerdem auch noch 17 Herzultraschall-Untersuchungen bei Sportlern. „Da hört sich der Spaß auf“, befindet Richterin Christian Salzborn. Doch der Angeklagte wehret sich: „Ich kann das wirklich.“ Er habe sich durch Schulungen ein entsprechendes Wissen angeeignet. „Ich habe sogar Ärzte geschult.“ Und er verfasste auch eine 70-seitige Studie mit dem Titel „Zur Wirksamkeit des Kletterns auf die Haltung der Wirbelsäule.“


Im Sommer des Vorjahres flog der Mann schließlich auf. Ein echter Mediziner hegte Zweifel am Können des Angeklagten und teilte das einem Kriminalbeamten mit.