Chronik/Wien

Tödliches Ende einer Flucht in Wien

Samstagfrüh gegen vier Uhr wurde der Installateurmeister Josef Jakoubek, 63, in der Kirchstetterngasse in Wien-Ottakring unsanft geweckt. "Chef, Chef, es ist etwas passiert." Der 33-jährige Mieter Ghenadie T., stürmte in die Wohnung des Installateurs und verständigte von dort aus die Rettung. Seine Lebensgefährtin, die 29-jährige Oxana Urmaci, lag mit einem Messerstich tot im Bett.

Das moldawische Pärchen wohnt seit Jänner im Haus des Installateurs. Die Frau arbeitete als Putzfrau. "Sie war ungemein fleißig, sie schuftete den ganzen Tag", erzählt Jakubek. Beim Lebensgefährten hingegen fällt der Befund anders aus. "Der war in der letzten Zeit nur mehr zu sehen, wenn er mit einem Plastiksack voll Bierdosen vom Supermarkt heimkam."

Wesensveränderung

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Der Limousinenchauffeur Roman, ein Freund des mutmaßlichen Täters, führt die Wesensveränderung auf einen Vorfall in der Heimat zurück. Dort habe Ghenadie als Polizist in der nordmoldawischen Stadt Soroca gearbeitet. Eine Stadt, die wie der Rest von Moldawien fest in der Hand der organisierten Kriminalität ist. Insbesondere der Kinderhandel stellt in Soroca ein gravierendes Problem dar. Bei einem Antimafiaeinsatz habe er eine schwere Kopfverletzung erlitten. Roman: "Der Einsatz war auch ein Grund, warum er wegmusste."

Seine geliebte Oxana folgte ihm. "Sie waren nicht verheiratet, aber Ghenadie war der erste Mann im Leben Oxanas." Die beiden fassten Fuß in Wien - sie als Reinigungskraft, er werkte in den Glashäusern in Wien-Donaustadt. Roman versuchte für den Mann einen besseren Job zu finden. "Wir hätten etwas gehabt am Bau oder als Fenstermonteur." Doch der Freund blockte zunehmend ab: "Ich kann nicht mehr - ich habe eine Frau, die arbeitet." Zu den Depressionen kamen der Alkohol und zunehmende Arbeitsverweigerung.

Aggressionen

Roman vermutet als Grund für die Depressionen Spätfolgen der Kopfverletzung, an denen Ghenadie T. noch immer litt. Die Aggressionen richteten sich in den letzten Wochen verstärkt gegen die Lebensgefährtin. Sie flüchtete mehrmals zu ihrer Tante Claudia, kehrte aber doch jedes Mal wieder zurück. Als die Tante Samstagvormittag vor dem Wohnhaus vom Tod ihrer Lieblingsnichte erfuhr, brach sie am Gehsteig zusammen und musste von Angehörigen versorgt werden. Ghenadie T. wurde in die Justizanstalt überstellt.