Terror am Weihnachtsmarkt? "Wir fühlen uns sicher"
Von Birgit Seiser
Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg in Frankreich, wächst die Verunsicherung wohl auch in Österreich wieder an. Zwei Todesopfer forderte die Schießerei am Dienstagabend. Der Täter war den Behörden bereits als Gefährder bekannt, erst Stunden zuvor soll die Polizei die Wohnung des 29-Jährigen durchsucht und Handgranaten sichergestellt haben.
So eine konkrete Gefahr besteht in Wien laut Polizei nicht, wie Sprecher Paul Eidenberger im KURIER-Gespräch sagt: "Die latente Terrorgefahr, die wir in Europa ja leider immer haben, besteht. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre aus dem Ausland, kann man eine Gefährdung also nicht zu 100 Prozent ausschließen. Wir sprechen hier aber von einer abstrakten Gefahr, das heißt, es gibt keine konkreten Hinweise auf Pläne von Terrororganisationen."
Fürchten sollten sich die Österreicher aber nicht. "Man braucht sich nicht fürchten, das ist genau das, was diese Organisationen wollen, nämlich das öffentliche und private Leben einschränken. Dem sollte man mutig entgegentreten", sagt Eidenberger.
Der KURIER fragte am Christkindlmarkt am Rathausplatz, wie groß die Angst nach dem Anschlag in Straßburg ist. Obwohl viele ein mulmiges Gefühl haben, will sich niemand einschüchtern lassen.
Insgesamt gibt es heuer allein in Wien wieder 20 Weihnachtsmärkte mit 963 Ständen. Am größten Christkindlmarkt mit 152 Ständen, jenem am Rathaus, wurden die Sicherheitsmaßnahmen bereits im Frühjahr verstärkt: Rund um den Rathausplatz wurden 78 Poller installiert. Grundsätzlich orientieren sich die Sicherheitsvorkehrungen an jenen der vergangenen Jahre, hieß es vonseiten der Polizei. Die konkreten Maßnahmen werden nicht kommuniziert.
Weihnachtsmärkte als potenzielles Anschlagziel - eine Chronologie
Knapp zwei Jahre nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz hat es in Straßburg erneut einen Angriff auf einem Weihnachtsmarkt gegeben. Solche Märkte gelten schon seit längerer Zeit als potenzielles Anschlagziel, da sie nur schwer zu sichern sind. Ein Überblick über vergangene Attacken und Angriffspläne in Deutschland und Frankreich:
DEZEMBER 2016: BERLIN Der Islamist Anis Amri fährt am 19. Dezember mit einem gestohlenen Lastwagen in den gut besuchten Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Er tötet elf Menschen sowie den Fahrer des Lastwagens. Amri wird auf der Flucht in Italien erschossen. Seither werden Weihnachtsmärkte in Deutschland stärker geschützt. Bis heute ist nicht völlig geklärt, ob die Behörden den Anschlag hätten verhindern können.
DEZEMBER 2016: Ludwigshafen Wegen mutmaßlicher Anschlagspläne unter anderem auf den Weihnachtsmarkt von Ludwigshafen wird ein Zwölfjähriger festgenommen. Der Deutschiraker soll am 5. Dezember eine selbst gebaute Nagelbombe nahe dem Rathaus deponiert haben, die jedoch nicht detoniert. Auf Antrag der Eltern entscheidet ein Gericht im März 2017, ihn für ein Jahr in einer geschlossenen Einrichtung unterzubringen.
NOVEMBER 2016: Paris Die französischen Behörden nehmen eine Gruppe mutmaßlicher Islamisten fest, die womöglich einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Pariser Boulevard Champs-Elysees planten. Daneben sollen sie auch andere Anschlagziele ausgekundschaftet haben. Den Behörden zufolge wollten die Männer, die der Jihadistenmiliz IS die Treue geschworen hatten, am 1. Dezember zuschlagen.
DEZEMBER 2014: Nantes In Nantes in Westfrankreich steuert ein Betrunkener einen Lieferwagen in einen Glühweinstand auf einem Weihnachtsmarkt. Er tötet einen 25-jährigen Passanten und verletzt neun weitere Menschen, bevor er sich selbst mit einem Messer schwer verletzt. Einen Terrorakt schließen die Behörden aus. Der Mann wird zunächst in einer Psychiatrie untergebracht und nimmt sich später im Gefängnis das Leben.
DEZEMBER 2011: Berlin Ein Unbekannter bietet Besuchern von Berliner Weihnachtsmärkten Glühwein aus Pappbechern an, den er mit einer giftigen Beimischung versetzt hat. Die Polizei spricht von einer Substanz aus der Gruppe der K.o.-Tropfen. Mehrere der zehn Opfer müssen im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei sucht mit einem Phantombild nach dem Täter, die mysteriösen Giftanschläge können jedoch nicht aufgeklärt werden.
DEZEMBER 2000: Schon einmal: Straßburg Islamisten planen erstmals einen Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt. Sie wollen mit einem zum Sprengsatz umgebauten Schnellkochtopf ein Blutbad anrichten. Der von Deutschland aus vorbereitete Anschlag der sogenannten Frankfurter Zelle wird nur knapp vereitelt. Vier Männer werden im März 2003 in Frankfurt am Main zu Haftstrafen von zehn bis zwölf Jahren verurteilt.