Techno Café bringt Petition für Nachtbürgermeister ein
Von Birgit Seiser
Die Geschöpfe der Nacht vereinen sich, um ihren Meister zu finden: Nein, das ist nicht der Beginn eines Horrorfilms und mit Meister ist eigentlich Bürgermeister gemeint. Seit zirka einem Jahr setzt sich Markus Ornig von den Neos an vorderster Front für die Einführung eines Nachtbürgermeisters in Wien ein. So einen Vermittler zwischen Clubs, Kultur, Anrainern und Politik gibt es bereits in Amsterdam oder London. Jetzt bekommt Ornig wieder Schützenhilfe aus der Branche. Die Veranstalterin der Afterwork-Party Techno Café, Sandra Kendl, hat eine Petition eingebracht. Dadurch soll nun wieder Wasser auf die Mühlen der Debatte kommen: „Wir müssen das immer wieder ansprechen und mit verschiedenen Mitteln versuchen, endlich einen Nachtbürgermeister zu bekommen“, sagt sie.
Die Wirtschaftskammer Wien (WKW) hat dazu bereits eine Studie erstellt, davon wurde bisher aber nur ein kleiner Teil veröffentlicht. Das Fazit der WKW war, dass es zwar Potenzial für mehr Nachtleben in der Stadt gäbe, die vorhandenen Stellen für Veranstalter und Clubbesitzer aber ausreichen würden. „Grundsätzlich bin ich dagegen, eine neue Stelle zu schaffen. Es gibt diese Servicestellen in Wien schon. Man muss nur plakativer an die Sache herangehen, um die Nachtwirtschaft zu fördern“, sagte Markus Grießler, Spartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft, nach der Veröffentlichung der Studie im KURIER-Gespräch.
Ich glaube, die Verantwortlichen haben Angst, die Macht abgeben zu müssen. Wenn es eine übergeordnete Stelle für die Nachtwirtschaft gibt, dann hat die WKW nicht mehr die absolute Kontrolle.
Neos
Ornig kontert: „Ich glaube, die Verantwortlichen haben Angst, die Macht abgeben zu müssen. Wenn es eine übergeordnete Stelle für die Nachtwirtschaft gibt, dann hat die WKW nicht mehr die absolute Kontrolle. Die Studie zeigt nämlich eindeutig, dass ein Nachtbürgermeister sinnvoll wäre.“ Der Meinung ist auch Sandra Kendl, die im Volksgarten seit 1996 das Technocafé veranstaltet. „Ich habe eine Petition mit 500 Unterschriften, die sich einbringen werden. Es braucht einen Nachtbürgermeister in der Stadt.“
Laut der Untersuchung machen 4.300 Wiener Unternehmen ihre Geschäfte in der Nacht. Das sind rund fünf Prozent aller Betriebe der Bundeshauptstadt. Der Jahresumsatz beträgt eine Milliarde Euro, was eine Bruttowertschöpfung von 440 Millionen Euro bedeutet. Das klingt nach viel Geld, im Vergleich zu anderen Metropolen hinkt Wien aber hinterher.
Sucht man nach den Worten „Party“ und „Berlin“, spuckt die Suchmaschine fast 500 Millionen Treffer aus. Tauscht man den Namen der deutschen Hauptstadt mit „London“ aus, sind es sogar doppelt so viele Treffer. Bei den Worten „Wien“ und „Party“ findet man hingegen nur zehn Millionen Einträge.
Rauchverbot heizt Debatte an
Wenn im November das absolute Rauchverbot in Lokalen kommen soll, dann sei ein Nachtbürgermeister laut Ornig besonders wichtig. „Ich glaube nicht, dass plötzlich alle aufhören werden zu rauchen. Die Leute gehen vor die Lokale, da wird es Probleme mit Anrainern geben. Ein Nachtbürgermeister wäre hier die perfekte Schnittstelle, um zu vermitteln und sinnvolle Lösungen zu finden.