Strache: "Ich bin am Boden gelegen"
Von Josef Gebhard
Genügend Unterstützungserklärungen hat er nach eigenen Angaben schon gesammelt, trotzdem ist die Kandidatur bei der Wien-Wahl im Oktober für Heinz-Christian Strache noch nicht in trockenen Tüchern. Zu Gast im Pods&Bowls, dem neuen Innenstadt-Newsroom des KURIER, nimmt Heinz-Christian Strache zu den Querelen rund um seinen Wohnsitz Stellung.
KURIER: Herr Strache, wo haben Sie heute übernachtet: In Wien-Landstraße oder in Klosterneuburg?
Heinz-Christian Strache: Natürlich in Wien-Landstraße, weil ich bin überwiegend im 3. Bezirk wohnhaft und das in der Regel von Montag bis Freitag. Insofern ist das eine Sommerloch-Geschichte, bei der ich völlig entspannt auf die Entscheidung der Behörde warte.
Sie sagten zuletzt, Ihr Lebensmittelpunkt sei seit März in Wien. Laut Ihrer Partei schon seit 15 Jahren. Was stimmt denn jetzt?
Ich bin in Wien geboren und zur Schule gegangen. Hier hatte ich meine Hauptwohnmeldung und meinen Lebensmittelpunkt. 2005 hatte ich eine Wohnung in einem anderen Bezirk, für die ich aus Sicherheitsgründen keine Hauptwohnsitz-Meldung gemacht habe. Als Vizekanzler war ich dann in Klosterneuburg. Mit der Entscheidung, bei der Wien-Wahl anzutreten, habe ich den Lebensmittelpunkt im März dieses Jahres aber wieder hierher verlagert.
Welche Beweise haben Sie der Behörde vorgelegt?
Ich bin jeden Tag in der Wohnung im 3. Bezirk. Es sehen mich genug Nachbarn, die das bestätigen können.
Warum findet sich dann Ihre Klosterneuburger Adresse auf einer aktuellen Klagsschrift gegen den SPÖ-Klub?
Die Adresse meiner Firma ist an meinem Nebenwohnsitz. Weil sie von ehrenrührigen Aussagen gegen meine Person betroffen ist, wurde von der Geschäftspost-Adresse aus die Klage abgeschickt.
Sollten Sie nicht kandidieren dürfen, werden Sie die Wahl anfechten?
Das kann nicht passieren, weil ich den rechtlichen Wortlaut klar erfülle. Eine andere Entscheidung wäre eine parteipolitische, wäre ein Rechtsbruch, um einen unliebsamen Kandidaten loszuwerden.
Sie haben angekündigt, dass Quereinsteiger für Ihre Liste kandidieren werden. Wer wird das sein?
Mir geht es nicht um Quereinsteiger. Der Anspruch ist es, ein Start-up, eine moderne Bürgerbewegung zu sein, wo sich alle Bevölkerungsschichten aus allen Alters- und Berufsgruppen wiederfinden. Wir haben aus allen Schichten Kandidaten, die wir kommende Woche präsentieren werden.
Wird es noch weitere Überläufer vom FPÖ-Gemeinderatsklub geben?
Das kann man nie ausschließen. Denn natürlich gibt es Enttäuschte und Unzufriedene, die den Kontakt zu mir suchen. Ich war ja seit 2004 derjenige, auf den man sich verlassen konnte, wenn es um freiheitliche Werte ging. Da fühlen viele, dass das unter meinen Nachfolgern nicht mehr fortgesetzt wird, und kommen zu mir, dem Original.
Vizebürgermeister Dominik Nepp sagt, die FPÖ sei das Original, das Team HC nur eine weitere Abspaltung, die zum Scheitern verurteilt ist.
Wer ist der Herr Nepp? Ihn kennt keiner. Soviel zur Frage, wer das Original ist. Es gab auch keine Abspaltung: Man hat meine Frau und mich ausgeschlossen, man verleumdet mich. Das sind die Realitäten. Wenn man so will, bin ich im Boxring am Boden gelegen. Dann ist man noch auf mich draufgestiegen. Ich bin aber wieder aufgestanden.
Zur Spesen-Affäre: Zuletzt hat Sie ein weiterer Leibwächter belastet. Er habe Sie darauf hingewiesen, dass es nicht in Ordnung sei, private Rechnungen umzuwandeln. Warum haben Sie nicht auf ihn gehört?
Hier geht es darum, dass ein ehemaliger Sicherheitsmann von mir spätestens seit 2011 in einer mutmaßlichen organisierten kriminellen Bande tätig war, deren Hintermänner man noch nicht kennt. Sie hatte den klaren Plan, HC Strache gesellschaftlich, politisch und auf allen Ebenen zu vernichten. Als FPÖ-Obmann hatte ich – wie mein Vorgänger Jörg Haider – eine klare Beschlusslage für Ausgaben im Zuge meiner Tätigkeit. Meine Bürokraft hat sie kontrolliert, abgerechnet und einem Finanzreferenten und Wirtschaftsprüfer vorgelegt.