Chronik/Wien

Statt Geld gab es Hiebe: Quartett vertrieb Räuber

Am Donnerstag war endgültig Schluss mit lustig. Ein bewaffneter, maskierter Täter versuchte zum zweiten Mal in zwei Tagen eine Trafik in Wien-Brigittenau zu überfallen. Mit vereinten Kräften vertrieben drei rüstige Damen den mit einem Messer bewaffneten Räuber. Dabei schlug Kundin Anna G., 78, mit einem Holzstecken derart fest auf den Täter ein, dass sogar das Hartholz brach. Unterstützt wurde das wehrhafte Damen-Trio von einem Stammkunden, der sich zufällig vor der Trafik in der Griegstraße aufhielt.

Gegenwehr statt Furcht

Der Täter hatte die Kundschaft und die Trafik-Chefin gehörig unterschätzt. Denn schon am Mittwoch raubte er die Trafik von Edith V. (52) aus. „Er drohte mit einem Messer, griff in die Kassenlade und erbeutete 300 Euro. Dann war er weg“, erzählt die Trafikantin. Doch der Mann kam am Donnerstag noch einmal. Wieder drohte er mit dem Messer. „Heute hole ich mir das rest-liche Geld“, brüllte ihr der Maskierte ins Gesicht. Doch statt Geld gab es Prügel. Denn Edith V. und ihre Mitarbeiterin Helga H. (52) waren zur Gegenwehr entschlossen. Beide begannen laut zu schreien, die Trafik-Chefin griff zum Telefon: „Ich wollte die Polizei rufen.“

Jetzt sauste ein Holzstock – er lehnte in der Ecke und dient zum Herunterziehen des Rollbalkens – auf den Räuber nieder. Der Schlag von Rentnerin Anna G. war so heftig, dass der Stock splitterte. Im Kampfgewühl schrie die Seniorin: „Du Hund du, schleich dich.“

Das war für den perplexen Kriminellen zu viel. Er stürzte aus der Trafik, schwang sich auf sein Rad und – kam fünf Meter weit. Denn dort stand Herr Mario, ebenfalls ein Stammkunde der Trafik. Von den Schreien alarmiert, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Als Herr Mario den flüchtenden Radler auf dem Gehsteig auf sich zukommen sah, riss er ihn vom Bike. Und es setzte die nächsten Watschen für den Räuber. Nach dem Handgemenge konnte er jedoch flüchten. Die Trafik in der Griegstraße wurde in den vergangenen Jahren vier Mal überfallen.