Chronik/Wien

Standler kämpfen gegen Marktordnung

Dominik Weiser betreibt am Schwendermarkt im 15. Bezirk seinen "Stand 16". Dort verkauft er Delikatessen von kleinen Bauern und Wein, bei ihm kann man Kaffee trinken oder ein Bier. Ein Achtel Wein aber nicht. Denn der "Stand 16" ist ein Handelsbetrieb. Ausgeschenkt werden darf daher nur Bier.

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"Das ist absurd", sagt Weiser. "Ich will das ausschenken dürfen, was die Kunden nachfragen." Doch die Gewerbeordnung verbietet ihm das: Sie regelt nicht nur die Ausschank von alkoholischen Getränken, sondern auch die Anzahl der "Verabreichungsplätze". Die ist im Lebensmittelhandel auf acht begrenzt. Umsatteln in die Gastronomie kann Weiser aber auch nicht, denn die Wiener Marktordnung wiederum sieht vor, dass auf Märkten 51 Prozent aller Stände Handelsbetriebe sein müssen. Nur ein Drittel darf als Gastro-Betrieb gewidmet sein.

Aus Solidarität

Auch Christiane Wilfling hat mit diesen strengen Regeln zu kämpfen. "Das ist doch lächerlich", sagt sie. Wilfling hadert vor allem mit der Anzahl an Sitzplätzen in ihrem Stand "Basilicum" am Meidlinger Markt. "Wenn ich zwölf oder 14 Plätze haben dürfte, wäre ich schon zufrieden."

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Wilfling rief nun eine Petition ins Leben, die Standler vom Meidlinger, Schwender- und Karmelitermarkt unterstützen (dort erhielten die Betreiber von "Kaas" und "Zimmer37" kürzlich sogar Räumungsbescheide, weil sie die Anzahl der erlaubten Sitzplätze überschritten hatten). "Ich mache das aus Solidarität, jetzt kommt der Stein ins Rollen", sagt Wilfling.

Die Kritik der Initiatoren: Die Marktordnung sei "veraltet und auf vergangene Bedürfnisse ausgelegt", die "kuriosen Verordnungen" müssten beseitigt werden.

Die Situation sei umso bedauerlicher, weil es ja die Marktstandler mit ihren "innovativen Konzepten" gewesen seien, die "dem Untergang geweihten Märkten" zu einem "Comeback" verholfen hätten. Seit gestern, Donnerstag, liegen nun Unterschriftenlisten in vielen Ständen auf. Auch online kann man unterzeichnen (marktpetition.basilicum.at/de).

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Kritik gibt es auch an den Öffnungszeiten. Eigentlich dürfen Handelsbetriebe am Markt nur bis 19.30 Uhr geöffnet haben. Bis Ende August wurde eine viermonatige Übergangslösung mit Öffnungszeiten bis 21 Uhr gewährt. Die ist nun zwar abgelaufen, aber die Standler dürfen weiter offen halten. "Aber wir haben nix Offizielles", sagt Alexander Fitz vom Bierfachgeschäft "Malefitz" am Meidlinger Markt. Er hat das Gefühl, die Verantwortlichen wollen "das aussitzen".

"Fressmeilen"

Beim Marktamt kann man die Kritik nicht nachvollziehen: "Wollen wir Märkte oder Fressmeilen?", fragt Alexander Hengl vom Marktamt.

Das, was viele Handelsbetriebe hier umsetzen wollen, sei "unbefugte Gastronomie" und die sei nicht in der Markt- sondern in der Gewerbeordnung geregelt. Zuständig dafür sei bekanntlich nicht die Stadt, sondern der Bund.

Die Standler wollen demnächst die gesammelten Unterschriften an die zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) schicken und hoffen auf eine Gesetzesänderung.

Dominik Weiser überlegt nun, seinen "Stand 16" am Schwendermarkt zu schließen und woanders neu aufzusperren. "Und ich werde mich hüten, das auf einem Markt zu tun."