Spitalsmanager unter Druck
Von Josef Gebhard
Allen Appellen und Warnungen zum Trotz: Die Ärzte in den Wiener Gemeindespitälern lassen sich nicht von ihrem Warnstreik am Montag abbringen, um gegen die aktuell laufende Reform der Arbeitszeit-Regelungen zu protestieren.
Damit gerät auch deren oberster Chef, KAV-Generaldirektor Udo Janßen, immer mehr in Bedrängnis. Sollte der Konflikt weiter eskalieren, "wird es im KAV ein Köpferollen geben", ist man in Ärztekreisen überzeugt. Und die Zeichen stehen tatsächlich weiter auf Sturm.
Um den Ärztestreik zu verhindern, hatte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) am Donnerstag ein klärendes Gespräch in der Generaldirektion angeordnet. Eingeladen waren dazu neben der KAV-Spitze und Primarärzten auch Personalvertreter, nicht aber die Spitzen der Ärztekammer.
Gespräche geplatzt
Dieses Manöver ging gehörig schief. Kein einziger der sieben geladenen Personalvertreter tauchte am Freitag zu dem für 14 Uhr geplanten Gespräch auf.
"Die Einladung erfolgte viel zu kurzfristig", sagt Wolfgang Weismüller, Kammer-Funktionär und Vorsitzender des Ärzte-Personalgruppenausschusses in der Gewerkschaft. Er weilte am Freitag gerade in Deutschland, hätte also gar nicht teilnehmen können. "Offensichtlich handelte es sich bei diesem Termin lediglich um den Versuch, uns auseinanderzudividieren", mutmaßt er.
Wehselys Sichtweise der Dinge ist naturgemäß eine andere: "Ich fürchte, man will hier weiter den Weg der Eskalation gehen. Ich lasse mich aber sicher nicht von der Ärztekammer provozieren", betont sie gegenüber dem KURIER. Die Tür für Gespräche im KAV stehe aber weiterhin offen, wenn nötig sogar "am Samstag oder am Sonntag 24 Stunden lang", betont Wehsely.
Dass es dazu kommt, ist aber mehr als unwahrscheinlich. Die Situation in den Wiener Spitälern ist verfahrener als je zuvor. Zuletzt hatte sogar Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) im KURIER – bei aller Kritik an der Ärztekammer – offen seinem Unmut über die Disziplinierungsversuche gegen streikbereite Ärzte geäußert. Dem Vernehmen nach galt Häupl nie als großer Unterstützer des Deutschen. Dennoch habe sich Wehsely bei der Neubesetzung des Postens 2014 mit ihrem Wunschkandidaten durchgesetzt. Jetzt muss aber auch sie mangelhafte KAV-interne Kommunikation hinsichtlich der geplanten Reformen einräumen.
Führungsstil
"Bei den Droh-Mails gegen die streikbereiten Ärzte wurde nur ein Führungsstil offenkundig, der sich schon durch das ganze vergangene Jahr zieht", sagt Personalvertreter Weismüller.
Erst seit zwei Jahren im Amt, ist Janßen mittlerweile zum roten Tuch für die Ärzte geworden. Er verfüge über zu wenig Fingerspitzengefühl für die Wiener Verhältnisse, ist immer wieder zu hören. "Wäre damals ein anderer Kandidat Generaldirektor geworden, hätten wir jetzt diese Probleme nicht", ist Weismüller überzeugt.
Streik-Forderung
Nicht zuletzt deshalb fordert die Ärztekammer im Zuge des Streiks auch Veränderungen im Management der Gemeindespitäler.
Dass sich die Ärzte allein mit Janßens Austausch zufrieden geben würden, ist allerdings fraglich. Ein KAV-Mediziner, der ungenannt bleiben will, dazu: "Das reicht sicher nicht."