Später Saisonstart im Prater: Kein Adrenalinkick ohne Kontrolle
Von Bernhard Ichner
Im Wiener Prater herrscht Aufbruchsstimmung. An allen Ecken und Enden wurde zuletzt instand gehalten, geputzt und frisch gestrichen. Die 80 Unternehmer des Vergnügungsparks nutzten die neuerliche coronabedingte Zwangspause, um ihre Fahrgeschäfte und Gastrobetriebe auf die verspätete Saisoneröffnung am Mittwoch vorzubereiten – nicht zuletzt im Hinblick auf die aktuellsten Pandemie-Regeln.
Das Corona-Maßnahmenpaket, das gemeinsam mit Umweltmediziner Hans-Peter Hutter erstellt wurde, sieht ab 19. Mai vor allem eine wesentliche Neuerung vor: Der Einstieg ins Riesenrad, Autodrome und die meisten anderen Attraktionen ist nur mit negativem Testergebnis, Impfzertifikat oder Nachweis einer überstandenen Covid-Erkrankung möglich.
Obwohl man anders als die Gastronomie nicht gesetzlich dazu gezwungen wäre, halte man sich vorerst freiwillig an die Regel, erklärt der Sprecher der Prater-Unternehmer, Stefan Sittler-Koidl.
Die Idee sei, dass Besucher, die einen GGG-Nachweis (also den Beweis, negativ getestet, genesen oder geimpft zu sein) mitbringen, bei teilnehmenden Betrieben ein Armband bekommen, das sie am betreffenden Tag auch zur Benützung der anderen Attraktionen berechtigt. Bei Schulkindern gilt der neue Covid-Testpass mit dem roten Ninja als Nachweis.
Zwei Teststationen
Doch auch wer ohne Beweis für eine „geringe epidemiologische Gefahr“ in den Prater komme, werde nicht nach Hause geschickt, erklärt Sittler-Koidl. Auf dem Riesenradplatz sowie auf dem Wurstelplatz werde es Teststationen geben, die gegen Vorlage der eCard kostenlose Antigen-Schnelltests anbieten.
Ansonsten gelten im Prater dieselben Vorschriften wie sonst im öffentlichen Raum – etwa zwei Meter Mindestabstand zwischen Personen, die nicht demselben Haushalt angehören oder FFP2-Masken-Pflicht in geschlossenen Räumen, in Warteschlangen sowie in der Gastronomie (außer bei Tisch).
Auf öffentlichen Flächen sowie in Fahrgeschäften muss dagegen keine Maske getragen werden, solange der Zwei-Meter-Abstand einhaltbar ist. Hinweisschilder, Bodenmarkierungen und Securitypersonal sollen die Orientierung vereinfachen. In den einzelnen Bahnen werden bei Bedarf zudem die Kapazitäten reduziert.
Appell an Eigenverantwortung
Trotz aller Bemühungen bleiben Fragen offen, räumt Alexander Ruthner, Prokurist der Prater Wien GmbH, ein. Weder könne man garantieren, dass sich tatsächlich alle Unternehmer an die freiwilligen Zugangsbeschränkungen halten, noch lasse sich kontrollieren, ob Personen im selben Haushalt leben. Hier appelliere man an die Eigenverantwortung, betont Hutter.
Die Regeln für die Prater-Lokale sind ebenfalls dieselben wie in der gesamten Gastronomie. Im Schnitt werde man etwa 40 Prozent der Sitzplätze anbieten können, sagt Schweizerhaus-Chef Karl Jan Kolarik.
Neue Attraktionen
Der Prater fährt den Betrieb erneut unter schwierigen Bedingungen hoch. Wie im Vorjahr fiel auch heuer der traditionelle Saisonstart am 15. März coronabedingt ins Wasser.
In der langen Geschichte des Wurstelpraters war die Zwangspause 2020 noch eine absolute Ausnahme. Das einzige andere Mal, dass der Vergnügungspark zuvor nicht besucht werden konnte, war Ende 1945 – als er im Zweiten Weltkrieg nahezu völlig abbrannte. Zwei Jahre später wurde er wieder eröffnet.
Obwohl der Betrieb voriges Jahr nur von 29. Mai bis 1. November möglich war, seien die Unternehmer mit einem blauen Auge davongekommen, meint Sittler-Koidl, der selbst die Attraktionen Tagada und Break Dance betreibt. Im Vergleichszeitraum habe man „dank des treuen Wiener Publikums“ etwa 75 Prozent des Umsatzes im Jahr 2019 erwirtschaften können, aufs gesamte Jahr gesehen sei man auf 48 Prozent gekommen. Zusperren habe bis dato kein Betrieb müssen.
Es wurde sogar in neue Attraktionen investiert. In welche genau, wollte man aber noch nicht verraten. Die neuen Prater-Bahnen werden am 2. Juni präsentiert.