Sicherheitskonzept für Spitäler fehlt immer noch
Von Josef Gebhard
Der Fall einer jungen Mutter, die auf der Geburtenstation im Donauspital Opfer von Dieben wurde (der KURIER berichtete), heizt einmal mehr die Debatte um die Sicherheit in den Wiener Spitälern an. So kritisiert der Vater der Betroffenen, dass externe Personen sich auch außerhalb der Besuchszeiten völlig unbehelligt auf der Station aufhalten können.
Seit etlichen Jahren sind in den Gemeindespitälern und im AKH private Sicherheits- und Wachdienste im Einsatz. Sie sind für den Objekt- aber auch den Personenschutz zuständig. Letzteres zum Beispiel in Aufnahmestationen oder in unfallchirurgischen Ambulanzen.
Allerdings wird der Kampf um mehr Sicherheit vom Krankenanstaltenverbund (KAV) nur sehr halbherzig verfolgt, wie der Stadtrechnungshof bereits 2014 feststellte. Er vermisste damals vor allem ein unternehmensweites umfassendes Sicherheitskonzept. Die Folge: Aufgaben und Leistungen von Sicherheitsdienste weisen in den einzelnen Häusern massive Unterschiede auf. So gab es zum Zeitpunkt der Untersuchung in einzelnen Häusern überhaupt kein Sicherheitspersonal – etwa in der Semmelweis-Klinik, obwohl von Mitarbeitern ein entsprechender Bedarf geäußert wurde.
Die Prüfer kritisierten aber auch den Umfang der Leistungen als zum Teil "nicht nachvollziehbar". Während zum Beispiel das Wilhelminenspital damals mit seinen rund 1100 Betten und seinem weitläufigen Pavillon-System nur über einen permanent anwesenden Sicherheitsmann verfügte (inzwischen sind es zwei), waren es im AKH (2100 Betten) gleich sieben.
Deshalb forderten die Prüfer damals ein KAV-weites Sicherheitskonzept, das auch die Verhältnismäßigkeit von Kosten und Nutzen darstellt. Der KAV versprach damals, diese Empfehlung bis Oktober 2015 umzusetzen.
"Passiert ist allerdings nichts. Bis heute gibt es dieses Sicherheitskonzept nicht", ist aus KAV-Kreisen zu hören. Ob die Empfehlung umgesetzt wurde, wollte man im KAV auf KURIER-Anfrage nicht beantworten. Nur so viel: " Bereits einheitlich geregelt ist die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiter des KAV und dem hauseigenen Sicherheitspersonal. Auch die Ausschreibungsdetails bei der Neubestellung von Security-Diensten sind neu geregelt und vereinheitlicht", sagt ein Sprecher. Jedes Haus verfüge über einen Katastrophenplan, der auch sicherheitsrelevante Aspekte beinhalte. Hier müsse man auf die unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Spitäler Rücksicht nehmen.
Bodycams in Prüfung
Weitere Maßnahmen sind in Planung: "Geprüft wird unter anderem auch der Einsatz von Kameras (Bodycams für Securitys) und die Video-Aufzeichnung von Gesprächen an Ambulanz-Schaltern in Situationen, in denen sich das Personal bedroht fühlt", sagt der Sprecher. "Diese Mittel sollen deeskalierend wirken und können kein Allheilmittel in der Aggressionsbekämpfung sein, nicht zuletzt muss auch auf die sehr sensiblen Persönlichkeitsrechte Rücksicht genommen werden."