Chronik/Wien

Sicher im Club: Volksgarten startet mit "Aktion Rettungsanker"

Nachts im Club: Man ist ausgelassen, feiert, tanzt, trinkt – und dann kommt es zu einer unangenehmen Situation. Und obwohl einem die Eltern immer gesagt haben, dass man sich nichts gefallen lassen soll, zögert man, ist verunsichert, hat vielleicht Angst vor Konsequenzen - und lässt es über sich ergehen. „Welche Frau hat das nicht schon einmal erlebt?“, fragt die Wiener Schauspielerin Maddalena Hirschal Mittwochmittag im Wiener Volksgarten.

Deshalb sei sie so froh, dass die Aktion „Rettungsanker“ nun auf Wiener Lokale ausgeweitet wird. Mit dem Volksgarten als Pilotprojekt.

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Die Bewusstseins-Kampagne „Rettungsanker“ hat Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) zum Donauinselfest 2018 gestartet. Mit der Initiative will die Stadt Wien zeigen, dass sexuelle Belästigung in Wien keinen Platz hat und dass Frauen, die in unangenehme Situation geraten, ernst genommen werden. 

Im Sommer wurde die Kampagne auf die städtischen Bäder ausgweitet.

Seit Herbst gibt es sie auch in den Wiener Linien, nun folgt die Ausweitung aufs Nachtleben.

Ansprechpersonen schafffen

„Frauen und Mädchen sollen sich in ganz Wien wohlfühlen", sagt Gaal. "Wenn sie belästigt werden oder sich unsicher fühlen, ist es wichtig, dass es Ansprechpersonen gibt." 

In der Discothek Volksgarten ist das ab sofort noch mehr der Fall. Das 30-köpfige Team des Volksgarten wird sensibilisiert. Diese Mitarbeiter sind an einem Button mit einem Rettungsanker erkennbar. Ist man in einer unangenehmen Situation kann man sich an sie wenden.  Gleichzeitig sollen die Mitrbeiter auch so geschult sein, dass sie Belästigung sofort erkennen und  dass sie agieren, bevor etwas passiert. Und dass sie - im Idealfall - durch ihre Positionierung im Raum, durch ihre Ausstrahlung, Übergriffe überhaupt verhindern - das wäre zumindest das Ziel von Laurin Levai, dem Geschäftsführer der Securityfirma Ante Portas, der auch Sozialarbeit studiert hat.

"Grundhaltungen hinterfragen"

Levai hat das Trainingsprogramm mit dem Frauenservice der Stadt Wien (MA 57) entwickelt.  „Uns ist es wichtig, herrschende Grundhaltungen zu hinterfragen. Männer- und Frauenbilder gehören überarbeitet“, sagt Levai. Bei Securitys und Türstehern denken viele noch an muskelbepackte Männer. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Kraft, sondern um deeskalierende Maßnahmen.

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Hemmschwelle senken

Ante Portas arbeitet schon länger mit der Discothek Volksgarten zusammen. So wurde schon in der Vergangenheit darauf geachtet, dass auch weibliche Securitys im Team sind, weil es  Mädchen und Frauen in manchen Situation leichter fällt, andere Frauen anzusprechen. Außerdem wird sichergestellt, dass es stets  ausreichend Personal gibt, damit die Vertrauenspersonen im Ernstfall leicht zu finden sind.

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Luisa, Lotta und Angela

Eine ähnliche Sicherheits-Kampagne mit Codewort gibt es in anderen Bundesländern.

Die Stadt Innsbruck startete zu Beginn des Monats  mit der Kampagne „Luisa ist hier“, bei der 20 Clubs und Bars mitmachen. Ob man angegrapscht wird, ob das Nein beim Gegenüber nicht ankommt oder man sich anders belästigt fühlt: Wer sich hier mit der Frage  „Ist Luisa hier?“ an das Barpersonal wendet, signalisiert: Ich brauche Hilfe.

Je nach Wunsch können die Mitarbeiter dann ein Taxi rufen oder eine vertraute Person benachrichtigen.

Ursprung in Deutschland und England

Den Ursprung hat dieses Projekt in Deutschland; es wurde im Dezember 2016 vom Frauen-Notruf in Münster ins Leben gerufen und hat sich mittlerweile auf mehrere deutsche Bundesländer sowie Teile der Schweiz ausgeweitet. Der Name wurde wegen seiner Wortbedeutung ausgewählt: Luisa bedeutet „die Kämpferin“.

In Vorarlberg hat das Mädchenzentrum Amazone eine eigene Aktion gestartet: Hier gilt seit April 2017 das Codewort: Ist Lotta da?

Vorbild für diese Maßnahmen im deutschsprachigen Raum ist das Projekt „Ask for Angela“ (dt. Frag nach Angela) aus der englischen Graftschaft Lincolnshire. 2016 lud man Frauen  erstmals dazu ein, sich an die fiktive Mitarbeiterin "Angela" zu wenden, wenn sie Hilfe benötigen.

Die Stadt Wien hofft jedenfalls, dass andere Lokale dem Beispiel des Volksgartens folgen und "ihren Rettungsanker auswerfen werden".

Info

Lokale, die sich für den Rettungsanker interessieren, können sich beim Frauenservice Wien (MA 57) melden. Das Frauenservice bietet Schulungen an, steht aber auch darüber hinaus mit ihrem Wissen zum Thema zur Verfügung. Erstgespräche werden kostenlos angeboten. Infos gibt es unter der eMail-Adresse rettungsanker@wien.gv.at oder unter frauen.wien.at

 

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