Chronik/Wien

Ein „Rassist“ stellt sich seinen Kritikern

Ich stehe hier als Buhmann“, machte sich Norbert Ceipek gleich zu Beginn des Diskussionsabends der Wiener Grünen keine Illusionen. Der Leiter der Betreuungseinrichtung Kinderdrehscheibe Augarten sorgte zuletzt mit seinen Aussagen über Roma-Kinder, die in westlichen Städten betteln und stehlen müssen, für Aufruhr. „Es gibt einige wenige Roma-Clanchefs, die sich eine goldene Nase verdienen, indem sie ihre Landsleute ausbeuten“, lautete eines seiner in Zeitungen abgedruckten Zitate, die ihm Rassismus-Vorwürfe samt vorübergehendem Presse-Sprechverbot einbrachten.

„Mir ist egal, woher die Kinder kommen. Mir geht es allein darum, dass sie ausgebeutet werden“, betonte der Sozialarbeiter am Donnerstagabend. Den Vorwurf, pauschal über Roma zu urteilen und damit fremdenfeindliche Klischees zu bedienen, konnte er damit nicht ausräumen: „Hier wird Kinderhandel mit Roma gleichgesetzt“, sagte die grüne Gemeinderätin Birgit Hebein. „Diese Ethnisierung der Diskussion hilft nicht, das wachsende Armutsproblem zu lösen.“

„Man muss nur die Postings in den Online-Zeitungen anschauen, um zu sehen, was diese Statements ausgelöst haben“, schlug Ferdinand Koller vom Romano Centro, in die selbe Kerbe. Auch er warf Ceipek Verallgemeinerung vor. „In Wien lebende Tausende Roma. Die die betteln, sind nur ein winziger Teil. Nicht alle sind arm, kriminell und bildungsfremd.“

Last an Problemen

Usnija Buligovic, selbst Roma und bei der Volkshilfe tätig, sprach von der „Last an Problemen“, die ihre Bevölkerungsgruppe nach tausend Jahren Ausgrenzung und Verfolgung mit sich trage. „Man muss verstehen, dass dadurch sehr viel soziale Instabilität und damit Armut vorhanden ist.“ Ob dies nicht ebenso eine Ethnisierung im Stile des gescholtenen Ceipek sei, warf Florian Klenk vom Falter ein. Man sollte ihm lieber zuhören, anstatt allzu rasch die Rassismus-Keule zu schwingen.

„Mir ist es egal, wenn ich als Rassist beschimpft werde“, betonte dieser. „Ich mache auf jeden Fall weiter, weil mir die Kinder wichtig sind.“

Nötig sei es auch, die Roma in ihren Heimatländern zu unterstützen. Voraussetzung sei aber eine bessere Kontrolle der Finanzflüsse. „Denn wenn von den zehn Milliarden Euro an EU-Hilfsgeldern in den vergangenen zehn Jahren zehn Millionen auch tatsächlich angekommen sind, ist das schon viel.“