Radler stellen Autofahrer an Pranger
Von Gerhard Krause
Verkehrssünder, die in Wien Radwege verparken, verärgern natürlich die Radfahrer. Einer besonderen Spezies von Radlern ist dieser Ärger aber offenbar noch zu wenig: Man fotografiert Radwegsünder, dokumentiert ihre Vergehen und stellt die Fotos samt einer Auflistung der Delikte unter MyBikeLane jetzt auch noch ins Internet.
Im "Sündenregister" sind dann die Fotos der Fahrzeuge samt Autonummern zu sehen, bisweilen sogar ergänzt mit Angaben über den Fahrer (alter Bekannter, Geschäftsführer des Gastronomiebetriebes etc.) oder auch die Anzahl der Delikte. Der Spitzenreiter von Wien hat übrigens bereits zehn Vergehen auf dem Kerbholz.
"Das ist nicht nur moralisch zu verurteilen, das könnte auch medienrechtliche und sogar strafrechtliche Folgen haben", ist ÖAMTC-Experte Andreas Achrainer überzeugt. Das Problem dabei: MyBikeLane läuft auf einem US-Server und ist somit dem österreichischen Recht entzogen. Achrainer: "So werden Konflikte heraufbeschworen."
Spitzeltrupps
Dass auf das Server-Detail in der "Vernaderungsanleitung" der heimischen Radfahrerlobby sogar noch stolz hingewiesen wird, treibt FP-Gemeinderat Anton Mahdalik zur Weißglut: " Bespitzeln, vernadern und ans Messer liefern - das haben wir alles schon einmal gehabt." Er fordert die Stadtverantwortlichen auf, die Spitzeltrupps sofort zurückzupfeifen.
Der mit 1. November amtierende neue Radbeauftragte Martin Blum meint dazu: "Ich bin kein Fan von solchen Dingen. Bei allem Verständnis für Verärgerung bei Verkehrsteilnehmern, aber diese Form ist kein Beitrag für ein stärkeres Miteinander."