Prostitution wird in die Nacht verbannt
Von Michael Berger
Die einzige offizielle Straßenstrich-Zone in Wien wird ab 1. Juni zeitlich eingegrenzt. Konkret dürfen die Sexarbeiterinnen dann ihre Dienste auf der Messe- und Südportalstraße im Prater nur noch zwischen 22 Uhr und sechs Uhr Früh anbieten. Die Regelung wird vorerst bis Ende September gelten.
„Genau dieses Zeitfenster wird heute, Dienstag, in der Bezirksvertretung beschlossen. Ich gehe davon aus, dass der Beschluss einstimmig ausgehen wird“, sagt der Leopoldstädter Bezirkschef Gerhard Kubik. Noch Dienstagabend, so Kubik weiter, wird die Polizei informiert. Morgen, Mittwoch, soll die neue Regelung im Amtsblatt erscheinen und ist somit offiziell.
Doch der Beschluss im Bezirk gilt nur als theoretische Maßnahme. Kubik fordert zusätzlich strenge Kontrollen durch die Polizei: „Ganz in der Nähe liegt ein Wachzimmer. Ich hoffe, dass die Gegend auch intensiv überwacht wird.“
Chefsache
Die Causa Straßenstrich im Prater wurde bei der Wiener Polizei zur Chefsache erklärt. Polizeipräsident Gerhard Pürstl im KURIER-Telefonat: „Die Exekutive hat schon auf dem ehemaligen Straßenstrich im Grätzl um die Felberstraße gezeigt, dass Verbote streng kontrolliert werden. Im Prater wird es Kontrollen von uniformierten, aber auch zivilen Kollegen geben.“
Allerdings räumt die Exekutive den Prostituierten eine Schonfrist ein. In der ersten Woche soll informiert und abgemahnt werden. Wird danach das Zeitfenster jedoch bewusst ignoriert, setzt es Geldbußen. Und die können bis zu 600 Euro (oder sechs Tage Ersatzfreiheitsstrafe) betragen. Aber nicht nur die Anbahnung, also das Ansprechen von möglichen Freiern, steht unter Strafe. Laut Polizeisprecher Manfred Reinthaler können auch Kunden mit bis zu 600 Euro zur Kasse gebeten werden.
Bezirkschef Kubik glaubt, dass sich die zeitliche Eingrenzung in der ersten Juni-Woche in der Szene herumgesprochen haben wird: „In Wien gibt es etwa 100 Straßenprostituierte. Die Mundpropaganda funktioniert da ganz gut.“
Und damit sich die Damen viel zu erzählen haben, werden heute, Dienstag, auch gleich die Zeitfenster für die restlichen Monate des Jahres beschlossen. Oktober, März und April ist der Prater-Strich von 21 bis 6 Uhr „geöffnet“, Jänner, Februar, November und Dezember von 19 bis 7 Uhr.