Wiener Gesundheitsstadtrat Hacker: "Erkenne Nutzen der Corona-App nicht"
Mitternacht markiert in Wien den Anmeldestart für die Corona-Massentests. Sie werden ab Freitag an drei Standorten stattfinden, wobei eine IT-Plattform des Bundes (www.oesterreich-testet.at) zum Einsatz kommt.
Gut zwei Stunden vor Beginn der Anmeldephase war Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Dienstag zu Gast in der ORF-ZIB2. Und Hacker, bekanntlich kein großer Fan des Krisenmanagements der Bundesregierung, teilte ordentlich aus: So kritisierte er etwa, dass die Massentests angekündigt worden wären ohne gleichzeitig mitzuteilen, wie das Prozedere zu bewältigen sei.
Auch die Stopp-Corona-App hält der Wiener Ressortchef für wenig sinnvoll. "Aber ich muss mit dem Gesundheitsminister ja nicht immer einer Meinung sein."
Sehr wohl verteidigte Hacker demgegenüber, dass bei den Massentests positiv getestete Personen mit der U-Bahn nach Hause fahren dürfen.
"Mich braucht man vom vielen Testen nicht zu überzeugen", sagte Hacker, auf die Frage nach seiner Kritik an den Massentests. Es hätte Anfangs einfach zu wenige Infos gegeben, wie man in Wien über eine Million Menschen durchtesten sollte.
Ein derartiger Test bringe außerdem lediglich einen Blick zurück und sei kein „Freibrief, dass die Epidemie danach vorbei ist“, meinte der Gesundheitsstadtrat. Mittlerweile habe man aber eine gute Zusammenarbeit mit dem Bundesheer - und die Tests könnten reibungslos über die Bühne gehen.
Bis zu ein Prozent der Wiener könnte positiv sein
Ausgestattet sei die Stadt für die Testung von bis zu 60 Prozent der Wiener Bevölkerung. Hacker rechnet aber damit, dass weniger kommen werden: "Die Hälfte wäre großartig, ist es nur ein Drittel, ist das auch gut."
Selbst wenn es in Wien nur drei Standorte gibt, werde es zu keinen Komplikationen kommen, meint Hacker. Schließlich arbeite man - im Unterschied zu anderen Bundesländern - mit strengen Termin-Vergaben. Alle zu Testenden müssten im Freien warten, und die Hallen seien groß und hätten einen "guten Luftaustausch".
0,5 bis ein Prozent aller getesteten Personen könnten positiv sein, schätzt Hacker. Da es sich um Antigentests handelt, würden darunter auch viele falsch-positive Ergebnisse sein. In Annaberg (Salzburg), wo die Massentests schon am Dienstag gestartet waren, waren bisher 0,3 Prozent (zwei Personen) aller Getesteten positiv.
Positive dürfen U-Bahn fahren
Ist der Antigentest positiv, muss man noch einen verlässlicheren PCR-Test machen. Die Auswertung dieser dauert allerdings länger, deshalb muss man auf dieses Ergebnis zu Hause warten. Wie die positiv getesteten Personen dorthin kommen sollen? "Alle bekommen eine FFP2-Maske", antwortete Hacker. Und mit dieser sei auch eine U-Bahn-Fahrt zu verantworten - sonst seien Massentest nicht möglich. Man könne schließlich nicht alle Menschen zu Hause testen.
Hacker hatte auch in der Vergangenheit schon die Stopp-Corona-App des Roten Kreuzes kritisiert. Gesundheitsminister Rudolf Anschober bat am Dienstag abermals darum, diese herunterzuladen. Hat Hacker das schon getan?
"Kenne Nutzen nicht"
"Nein, ich erkenne den Nutzen für die Gesundheitsbehörden nicht", erklärte der Wiener. Bei der App wisse man schließlich nach einem Alarm nicht, wann und wo man Kontakt zu einem Infizierten gehabt hätte.
Anderer Meinung als die Bundesregierung ist Hacker scheinbar auch, was die von der Regierung geplante, langsame Lockerung des Lockdown betrifft: Mit Spielregeln könne man schon alle Bereiche öffnen, so die Meinung Hackers - also auch die Gastronomie, Museen, Hotels und Fitnesscenter.
Vom Bund seien die Länder nicht informiert worden, was am Mittwoch tatsächlich beschlossen wird. Dafür, dass Wien regional andere Maßnahmen trifft, sei es aber noch zu früh, sagte Hacker.