Outing an der Schule: Die Plakatserie
Von Julia Schrenk
Felix + Jonas 4ever steht auf dem einen Plakat. Frau Lehrerin hat eine Frau. Wie jetzt? steht auf einem anderen. Es waren insgesamt fünf dieser Plakate des Vereins "Ausgesprochen!", die Anfang Oktober viel Kritik ernteten.
Der Verein, der Plattform für den Austausch und die Vernetzung lesbischer, schwuler, bisexueller und transgender Lehrer ist, hat die Plakat-Sujets gemeinsam mit der Wiener Anti-Diskriminierungsstelle (WASt) ausgearbeitet und mit der zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) präsentiert. Die Plakate werden von der Stadt finanziert und sollen vor allem in Lehrerzimmern der Wiener Schulen aufgehängt und – wenn gewollt – auch in den Unterricht miteinbezogen werden, um auf die "Vielfalt im Schulhaus" hinzuweisen, wie es heißt.
Der Katholische Elternverein zeigte sich daraufhin "bestürzt" ob der "fraglichen Sexualerziehung", die eigentlich den Eltern vorbehalten sei. Der Cartellverband sprach von "verzerrender Indoktrination unserer Jüngsten hinter dem Rücken ihrer Eltern" und ÖVP-Gemeinderätin Sabine Schwarz erklärte, es sei "nicht Aufgabe der Stadt Wien (...) sechs- und siebenjährige Erstklassler (...) zu verwirren."
Viele Vorurteile
Ab Februar werden die 3500 Plakate nun an 700 Wiener Schulen verteilt. Wie vom Stadtschulrat gewünscht, wird in den Schulen begleitend ein Seminar abgehalten. "Unsere Gesellschaft ist vielfältig und das ist gut so. Die Kampagne thematisiert das auf sehr wertschätzende Art und Weise für die Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen", sagt Stadträtin Sandra Frauenberger.
Denn noch immer sind viele Lehrer in der Schule nicht geoutet. "Sich vor den Kollegen zu outen, ist oft schwierig. Sich vor den Schülern zu outen, ist noch schwieriger. Am schwierigsten ist aber das Outing vor den Eltern der Schüler", sagt Wolfgang Wilhelm, Leiter der Anti-Diskriminierungsstelle. "Noch immer gibt es die Vorurteile, dass homosexuelle Lehrer Kinder missbrauchen und anstatt etwa Mathematik zu unterrichten, Kinder sexuell umzuerziehen."
"Als ob das funktionieren würde", sagt Markus Pusnik. Der 41-jähriger Lehrer hat den Verein "Ausgesprochen!" im Vorjahr gegründet. Er bezieht die verschiedenen Lebensweisen in seinen Unterricht mit ein, erzählt zum Beispiel eine Version des Märchens "Prinzessin auf der Erbse", in dem die Prinzessin einfach eine andere Prinzessin heiratet, anstelle eines Prinzen. "In einer Klasse mit 25 Schülern ist meist ein Bub schwul oder ein Mädchen lesbisch", sagt er. Pusnik hat auch schon zwei Schüler beim Outing-Prozess begleitet. "Sie haben sich an mich gewandt, weil sie wussten, dass auch ich schwul bin und dass das völlig ok ist."