Chronik/Wien

Öffi-Überlastung: Straßenbahn der Ölsardinen

Wie jeden Morgen macht sich Heinz Berger um halb acht in Floridsdorf auf den Weg zur Arbeit in die Innenstadt. Er geht die wenigen Schritte zur Station Carminweg, wartet dort geduldig auf den 26er, um dann nicht einzusteigen. "Heute waren wir zehn Leute, die nicht mehr in die Bim gepasst haben", erzählt Berger. An manchen Tagen seien es an die dreißig, die auf die nächste Bim warten müssen. "Drinnen stehen sie dafür wie die Ölsardinen." Das sei nicht die Ausnahme, sondern normal für einen Wochentag, sagt Berger: "Schon bei der kleinsten Verzögerung bricht hier der Wahnsinn aus."

 

 

Strecke

14,7 Kilometer ist der 26er in Transdanubien in eine Richtung unterwegs. "Vor der Umgestaltung der Ringlinien war der 26er die längste Bim-Linie Wiens", erzählt Berger. Sie ist derzeit die einzige Verbindung zwischen den U-Bahn-Knoten Floridsdorf und Kagran. Seit auf dem Gebiet nördlich der Alten Donau ein Wohnbau nach dem anderen errichtet wird, stößt die Linie aber an ihre Grenzen. "Schon seit zwei Jahren weist die Verkehrsinitiative Donaufeld auf die Problematik hin", sagt Berger, der als Sprecher der Initiative fungiert.

Spät, aber doch hat die Stadt die Zeichen erkannt, die neu errichtete Linie 25 soll ab Jänner 2013 die Linie 26 entlasten. "Warum bis dahin aber keine Verstärkerlinie errichtet wird, um den 26er schon jetzt zu entlasten, ist mir ein Rätsel", sagt Berger, der sich vor der Eröffnung des neuen Schulcampus auf den Bombardiergründen im Herbst fürchtet.

"Herr Berger hat völlig recht", sagt der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch, es sei völlig unverständlich dass keine Verstärkerlinie nach Vorbild des 30ers (er entlastet die Linie 31) eingeführt wird. Die Wiener Linien hätten sogar einen fix fertigen Plan in der Schublade, sagt Maresch. "Der so genannte 26-Nuller könnte sofort umgesetzt werden."

"Im Grunde sollte auf der Linie 26 genug Kapazität vorhanden sein", entgegnet Dominik Gries, Sprecher der Wiener Linien. Zudem würden bereits die Bauarbeiten für die neue Linie 25 laufen. Eine Verstärkerlinie für ein halbes Jahr einzuführen, sei unwirtschaftlich, so Gries, die Wiener Linien müssten effizient haushalten. Ganz will man aber die Kritik nicht auf sich sitzen lassen: "Wir prüfen zusätzliche Möglichkeiten zur Intervallverdichtung", verspricht Gries.