Neuer FPÖ-Wien-Chef: Nepp ist jetzt offiziell Straches Erbe
Von Josef Gebhard
Es war im Mai 2019, als Dominik Nepp nach dem Ibiza-Skandal über Nacht die Wiener FPÖ von Heinz-Christian Strache übernehmen musste.
Nicht viele glaubten zu diesem Zeitpunkt, dass der damals 37-Jährige aus Döbling dieses Himmelfahrtskommando überstehen wird.
Knapp zwei Jahre später wurde Nepp am Sonntag beim Wiener FPÖ-Landesparteitag mit 97,86 Prozent der Stimmen auch offiziell zum Parteichef gekürt. Ein Resultat, das knapp an jenes seines Vorgängers Strache 2017 heranreicht. Es scheint: Nach Ibiza-Affäre, Spendenskandal, Strache-Abspaltung und einem historischen Wahldebakel steht die Wiener FPÖ wieder geeint da wie in ihren Erfolgszeiten.
"Zorro des 21. Jahrhunderts"
Von der Bundespartei lässt sich das nicht behaupten. Zuletzt flammte der Kampf um die Führung der Partei zwischen Parteichef Norbert Hofer und Klubobmann Herbert Kickl heftig auf. Öl ins Feuer goss dann noch Strache, der offen mit einem Comeback bei der FPÖ liebäugelte.
Mit Spannung wurden daher die Auftritte von Hofer und Kickl im Messezentrum erwartet. Hofer betrat die Halle in Nepps Begleitung, Kickl ohne Begleitschutz, dafür aber mit „Kurz muss weg“-Maske. „Ich bin der Zorro des 21. Jahrhunderts, der Rächer der Corona-Enterbten“, rechtfertigte der Maskenskeptiker seinen Aufzug und beschwor den parteiinternen Schulterschluss.
Hofer kündigt Enthüllungen an
Ähnlich verbindlich auch Hofer, der die Unstimmigkeiten der letzten Tage mit keinem Wort erwähnte, dafür aber kryptisch Enthüllungen im Mai ankündigte, die die ÖVP erschüttern werden.
Doch auch andere Funktionäre bis hinunter zu den Bezirksblauen gaben sich gegenüber den Medien alle Mühe, das Bild einer geschlossenen Partei zu vermitteln: „Ich sehe keinen Richtungsstreit. Diesen vermeintlichen Zwist wollte lediglich die ÖVP in die Partei hineintragen“, beteuerte EU-Mandatar Harald Vilimsky gegenüber dem KURIER.
Er wurde am Sonntag zu einem von Nepps Stellvertretern gewählt. Andere sehen wiederum einen von den (vorrangig linken) Medien herbeigeschriebenen Konflikt.
Aspirin statt Impfung
Gelassen bleibt ein langgedienter Freiheitlicher aus Ottakring: „Diese Rollenaufteilung guter Onkel/böser Onkel gab es ja schon zu Metternichs Zeiten.“ Mehr zu schaffen macht dem FPÖ-Mann die Corona-Politik der Regierung. „Allein die Aufregung um die Impfung: Früher hat man ein Aspirin, einen Nasenspray und etwas zum Gurgeln genommen – und alles war in Ordnung.“
Nepp hätte eigentlich schon vor einem Jahr zum Obmann gewählt werden sollen, durch die erste Welle der Pandemie fiel der Parteitag damals aber ins Wasser.
Nun wurde er mit den üblichen Corona-Auflagen nachgeholt. Die knapp 400 Delegierten saßen mit großem Abstand zueinander an Einzeltischen. Gemäß den Spielregeln der Messe-Betreiber mussten sie auch Masken tragen.
„Doch auch wenn der Mund verhüllt ist, lassen wir uns nicht den Mund verbieten“, wetterte Nepp. „Wir sind die einzigen, die Widerstand gegen die unfähige Bundesregierung leisten.“
Interne Zwistigkeiten sieht auch er nicht: „Unsere Partei steht hinter Hofer und Kickl. Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren.“