Chronik/Wien

Neue Wiener Westausfahrt: Sima "zieht die Notbremse"

„Ich habe die Notbremse gezogen“, sagt Ulli Sima. Und ja, da schwingt ein bisschen Genugtuung mit. Die rote Verkehrsstadträtin stoppte am Mittwoch den Neubau der Wiener Westausfahrt. Sie kippt damit ein Großprojekt ihrer grünen Amtsvorgängerin Birgit Hebein.

Ausgangslage: Die Westausfahrt in Richtung A1 nach Nieder- und Oberösterreich ist seit Langem grob sanierungsbedürftig. Maximal bis 2027 sei die Brücke noch befahrbar, sagen Experten.

Die damalige grüne Verkehrsstadträtin Hebein entschied, die Ausfahrt zu verlegen. Und zwar weg aus dem Bezirk Penzing – hinüber auf die andere Seite des Wienflusses nach Hietzing, wo auch die Westeinfahrt liegt.

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Der Umbau stieß auf großen Widerstand in Hietzing. Die türkise Bezirksvorsteherin Silke Kobald begehrte auf, eine Bürgerinitiative war rasch gegründet. Anlass für den Ärger: Während sich auf Penzinger Seite des Wienflusses eine Art Geschäfts- und Industriegebiet befindet, stehen auf Hietzinger Seite Wohnhäuser. Zudem hätte man einen bewaldeten Bereich von einem Kilometer roden müssen.

Und: Das Projekt wäre UVP-pflichtig gewesen. Es sei unklar, ob ein positiver UVP-Bescheid bis 2027 überhaupt machbar gewesen wäre, sagt Sima.

Sanierung ab 2023

Fazit: Das gesamte Projekt ist abgesagt. Stattdessen wird die Stadträtin die bestehende Westausfahrt sanieren lassen. Die Arbeiten an der Brücke beginnen Anfang des Jahres 2023 – und sollen bis Ende 2024 laufen. Die bloße Sanierung, sagt Sima, sei im Gegensatz zu einem Neubau nicht UVP-pflichtig.

Details zu den Bauarbeiten will man noch nicht bekannt geben, auch die Kosten sind noch unklar. Dass es zu einer zeitweisen Sperre der Westausfahrt kommen wird, will Sima jedoch nicht ausschließen.

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Nur Übergangslösung

Eine Dauerlösung für die vielbefahrene Stadteinfahrt – bis zu 53.000 Pkw sind hier täglich unterwegs – ist die Sanierung übrigens nicht. „Sie verlängert die Lebensdauer der Brücke aber um 15 bis 20 Jahre“, sagt Sima. Das verschaffe ihr die nötige Zeit, eine „echte Zukunftsvision“ zu schaffen. Wie diese aussehen soll?

Knapp gefasst: Sie soll das exakte Gegenteil von dem sein, was Hebein geplant hatte. Sima will nicht die Westausfahrt nach Hietzing verlegen – sondern die Einfahrt nach Penzing. Dafür soll (irgendwann ab dem Jahr 2040) die nun sanierte Brücke komplett neu gebaut werden.

Was das bringen soll: „Wir schaffen damit eine Grünverbindung vom Lainzer Tiergarten bis zum Wienfluss“. Die Westeinfahrt soll also gänzlich rückgebaut werden, an ihre Stelle würde – bis zur Höhe Auhofstraße – ein grünes Naherholungsgebiet treten.

Wie das aussehen könnte, erläuterte am Mittwoch die Landschaftsplanerin Cordula Loidl-Reisch. Die Uni-Professorin hat – gemeinsam mit ihren Studierenden an der TU Berlin – mehrere Visualisierungen geschaffen.

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„Wir wollten dabei zeigen, wie ein Stadteingang aussehen könnte, der Infrastruktur völlig neu denkt“, sagt Loidl-Reisch. Im Mittelpunkt stehe dann nicht mehr der Autoverkehr. „Es geht um den Klimaschutz, um Biodiversität und um das Freizeitpotenzial des Areals.“

Nicht zuletzt würde man den Wienfluss auf diese Weise aufwerten – und den Kaltluftabfluss in Richtung Innenstadt verbessern.

Die vorliegenden Visualisierungen, sagt Sima, seien erste Diskussionsgrundlagen. Im kommenden Jahre will sie einen „großen Prozess unter Einbindung der Bevölkerung“ starten.

„Konstruktive Lösung“

Mit an Bord hat Sima dabei auch die Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Hacking“, die rund 2.000 Unterschriften gegen das ursprüngliche Projekt gesammelt hat und Hebein das Leben schwer machte. Obmann Renato Palumbo durfte am Mittwoch bei der Präsentation neben Sima Platz nehmen und freute sich über die „konstruktive Lösung“.

Auch das türkis regierte Hietzing wähnt die Stadträtin auf ihrer Seite. Und was ist mit der Penzinger Bezirkspolitik? Diese wird Sima wohl auch keinen Strich durch die Rechnung machen. Der 14. Bezirk ist rot regiert und neigt traditionell nicht zu innerparteilichem Aufstand.