Chronik/Wien

Wien gegen schärfere Gepäckkontrollen

Als Reaktion auf die Anschläge von Brüssel erwägt die EU-Kommission die Einführung einer neue Strategie bei Sicherheitskontrollen auf Flughäfen. Gepäck und Personen sollen demnach schon vor dem Betreten des Flughafengebäudes überprüft werden. Auf dem Moskauer Airport Domodewo wird seit 2011 – nach einem Selbstmordanschlag – diese Taktik erfolgreich eingesetzt. Auch auf den türkischen Flughäfen werden Kontrollen in weitläufigen Hallen vor den Terminals bereits angewendet.

"Dieses Vorgehen macht Sinn. Denn dann sind Personen und ihr Gepäck vor Betreten der Terminals bereits kontrolliert", mit dieser Aussage werden hohe Kreise der EU-Kommissions-Behörde in internationalen Medien zitiert.

Weitere Sicherheitslücke

Das in Österreich für Flughafen-Sicherheit zuständige Innenministerium erteilt der EU-Idee jedoch eine klare Absage. Sprecher Karl-Heinz Grundböck erklärt die Hintergründe: "Wir sehen keinen Bedarf. Denn es stellt sich die Frage, wo beginnt man mit Kontrollen und wo hört man schließlich auf. Demnach müsste auf Bahnhöfen und sogar vor dem Einsteigen bei U-Bahnen Personen- und Gepäckkontrollen durchgeführt werden."

Zusätzlich provoziert der EU-Vorschlag eine weitere Sicherheitslücke. Denn vor den Kontroll-Bändern bilden sich lange Menschenschlangen. Vor allem bei großen Charter-Flügen während der Urlaubszeit. Terroristen, die ein Blutbad anrichten wollen, zünden ihre Sprengsätze dann eben in dieser Menschenmenge.

Der Dienstag in Wien eingerichtete Krisenstab (Innen-, Außen-, Verteidigungs- und Infrastrukturministerium) setzt auf verstärkte Polizeipräsenz im öffentlichen Raum. Auch der Objektschutz wurde massiv verstärkt. So wurden die Schutzvorkehrungen bei den Botschaften Frankreichs und Belgiens hochgradig intensiviert.

Die Terrorattacken der vergangenen Tage haben aber auch Auswirkung auf die Testspiele der Fußball-Nationalmannschaft gegen Albanien und der Türkei. Vor allem die Begegnung gegen die Türkei kommenden Dienstag stand – schon vor dem Brüsseler-Terrorangriff – im Fokus der Behörden. Im Jänner sprengte sich ein Attentäter im Herzen Istanbuls in die Luft und riss zwölf Deutsche in den Tod. In der Vorwoche zündete ein weiterer Selbstmordattentäter einen Sprengsatz und tötete vier Menschen. 450 Polizisten stehen beim Türkei-Match, 300 Beamte beim Albanien-Spiel im Einsatz.

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