Chronik/Wien

Mord an der Nachbarin wegen Drogensucht

Große Sorgen machte sich Anfang Dezember eine 39-jährige Wienerin um ihre Mutter. Sie hatte tagelang kein Lebenszeichen erhalten. Bei der Nachschau am 5. Dezember in der Wohnung der Mutter in der Theergasse machte die Frau eine schreckliche Entdeckung: Die Leiche der 59-jährigen Mutter Annemarie H. lag am Boden, in einer Blutlache.

Die Frau hatte eine Stichwunde an der linken Brust. Sie dürfte schon zwei Tage vorher ermordet worden sein. Für die Polizei ergab sich ein mysteriöses Bild. Ein erstes Obduktionsergebnis zeigte, dass das Opfer sonst keine Verletzungen auswies – ein Hinweis darauf, dass es vor dem Messerstich zu keinem Kampf gekommen war. An der Tür gab es auch keine Einbruchsspuren. Die Frau hat ihrem Mörder anscheinend selbst geöffnet.

Ermittlungen

Die Polizei stand vor langwierigen Ermittlungen. Die Nachbarn konnten keine verwertbaren Hinweise geben. Die Frau war bei allen Hausbewohnern beliebt. Sie wurde „Tante Anne“ genannt. Sie erzählten, dass der Mann des Opfers vor etwa einem halben Jahr gestorben war. Auch die Tochter, die nach dem Fund im Krankenhaus erstversorgt werden musste, hatte keine Erklärung. Auch die Tatwaffe, ein Messer, war verschwunden. Eine Suchaktion der Polizei im Haus und in den angrenzenden Grünflächen blieb erfolglos.

Die Beamten des Landeskriminalamts Wien, Gruppe Schneider, konzentrierten sich auf das weitere Umfeld und eine besonders intensive Auswertung der Tatortspuren.

Geständnis

In einer Nachbarwohnung wurden sie fündig. Der 36-jährige serbischstämmige Nachbar legte am Sonntag schließlich ein Geständnis ab. Demnach wollte er sich von der Frau Geld ausborgen, um seine Drogensucht zu finanzieren. Das hatte er schon öfter erfolgreich getan. Diesmal weigerte sich die Frau aber, Geld herauszugeben. Das war laut Polizei ihr Todesurteil, er stach zu. „Er kann sich nicht mehr erinnern, wo das Messer ist und ob er Geld aus der Wohnung entwendet hat“, sagte Polizeisprecherin Michaela Rossmann. Der mutmaßliche Mörder wurde in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert.