Geigenmeisterwerk von Guarneri in Wien erbeutet
Unter den zehn teuersten Geigen der Welt befinden sich derzeit sechs Stradivaris und vier Guarneris. Bei einer Auktion wurde eine dieser Geigen zuletzt um 18 Millionen Dollar (rund 14 Millionen Euro) angeboten. Der Stargeiger David Garrett besitzt so ein seltenes Stück, das Kunsthistorische Museum zeigte so ein altitalienisches Meisterwerk und die Österreichische Nationalbank bewacht drei davon, um sie an die Wiener Philharmoniker zu verleihen. Nur die weltbesten Geiger dürfen darauf spielen.
Musikkenner erklären hingegen, die nur noch rund 150 erhaltenen Meisterwerke des Italieners Giuseppe Guarneri seien weitaus wertvoller als die von der Polizei kolportierte Summe. Zwar gebe es innerhalb der Guarneri-Geigen unterschiedlich gute, unter zwei Millionen Euro sei aber momentan wohl kaum eines der äußerst begehrten Instrumente zu erstehen. Für einige Geigen würden durchaus auch zweistellige Millionenbeträge hingeblättert.
Bartolomeo Giuseppe Guarneri del Gesù (1698 bis 1744) stammt aus einer traditionellen Cremoneser Geigenbauerfamilie (siehe unten). Sein Großvater, sein Vater, sein Bruder und sein Onkel bauten ebenfalls Geigen, doch seine gelten als die Meisterwerke der Familie. 1730 übernahm er die Familienwerkstatt. Seine besten Stücke sind laut Fachleuten erst nach 1734 entstanden. Bekannt sind Guarneris Violinen dafür, dass sie etwas kleiner sind als herkömmliche Instrumente.
Bartolomeo Giuseppe „del Gesù“ Guarneri wurde am 21. August 1698 in Cremona geboren, wo er am 17. Oktober 1744 auch starb. Der italienische Instrumentenbauer entstammt einer traditionsreichen Cremoneser Geigenbauerfamilie. Sein Großvater, sein Vater, sein Bruder und sein Onkel bauten ebenfalls Geigen, doch seine gelten als die Meisterwerke der Familie. Auf seinen Geigenzetteln bezeichnete er sich als Joseph Guarnerius und fügte ein Kreuz an sowie die Buchstaben IHS - Iesus Hominum Salvator (Jesus, der Retter des Menschen) deshalb wurde er nach seinem Tod Guarneri del Gesù, außerhalb Italiens auch Guarnerius del Gesu genannt.
Giuseppe del Gesù lernte und arbeitete zunächst bei seinem Vater. Im Jahre 1722 heiratete er die aus Wien stammende Catarina Rota, möglicherweise die Tochter eines Mitglieds der österreichischen Besatzung in Cremona. Etwa 1730 übernahm er die Werkstatt des damals schwer erkrankten Vaters; von 1731 datiert sein erster erhaltener IHS-Geigenzettel.
Sparmeister
Wie bei Antonio Stradivari, der ebenfalls aus Cremona stammte, wird auch bei Giuseppe del Gesù von einer „Goldenen Periode“ gesprochen. Ab 1735 treten dann aber Merkmale auf, die eine hastige Arbeitsweise verraten und die feine Ausarbeitung vermissen lassen. Vermutlich hat Guarneri aus Sparsamkeitsgründen bei Bauteilen, die keinen Einfluss auf den Klang der Streichinstrumente besitzen, auf die Mitarbeit ungeübter, billiger Arbeitskräfte zurückgegriffen.
Von Musikern geschätzt
Del Gesùs Geigen waren deshalb in den Sammlungen der Adelshäuser, die aufwändige Verzierungen schätzten, nicht vertreten. Vielmehr wurden sie vornehmlich von Berufsmusikern gekauft, bei denen Robustheit, Klangfülle und Preiswürdigkeit im Vordergrund standen. Daher weisen die meisten Guarneris auch vermehrt Spuren intensiven Gebrauchs auf.
Österreichische Nationalbank
Rund 4,3 Millionen Euro wert ist die „Lord Wilton“ Guarneri del Gesù aus dem Jahre 1742. Gespielt wurde sie vom großen Violinisten Yehudi Menuhin. Auch die „King Joseph“ Guarneri del Gesù aus 1737 gehört in diese Kategorie. Diese Violine wurde unter anderem vom Virtuosen Itzhak Perlman gespielt. Die „ex-Kochanski“ (1741) Guarneri del Gesù, welche sich 50 Jahre lang im Besitz des Violinisten Aaron Rosand befand, wurde 2009 an einen unbekannten russischen Milliardär für rund 7,3 Millionen Euro verkauft. Diese Violine ist eine der am besten erhaltenen Violinen des Geigenbaumeisters Guarneri.
14,4 Millionen Euro
Die „Vieuxtemps“ von Guaneri wurde 2010 um 14,4 Millionen Euro angeboten. Damit ist die Geige das teuerste Instrument, das jemals zum Kauf angeboten wurde.