Chronik/Wien

Messerstiche vor Drogenhilfe: Arzt half dem Opfer nicht

Ein Arzt und eine Sozialarbeiterin der Suchthilfe Wien sind von der Polizei wegen unterlassener Hilfeleistung angezeigt worden. Die beiden sollen einen Süchtigen mit vier Messerstichen nicht versorgt haben. Selbst als eine Funkstreife gegen die Tür hämmerte und ärztliche Hilfe einforderte, blieb der Eingang fest verschlossen.

Ausgangspunkt des aufsehenerregenden Falles war ein Disput unter Süchtigen vor der Drogen-Station „Jedmayer“ (dem ehemaligen Ganslwirt) auf dem Gumpendorfer Gürtel. Über die Ursache gibt es unterschiedliche Aussagen: Ein 30-jähriger Russe spricht von einem Überfall des Algeriers. Der 34-jährige Afrikaner hingegen von einem Übergriff von zwei Tschetschenen.

Fix ist, dass der Russe am Montagabend mit vier Messerstichen in Rücken und Bauch vor dem „Jedmayer“ lag, und der Algerier Schnittverletzungen auf der Hand aufwies. Der Afrikaner flüchtete in die Drogen-Station, die Mitarbeiter verrammelten die Tür. Laut Geschäftsführer Robert Öllinger wollte man die beiden Kontrahenten so trennen. Dass der Russe Hilfe suchend an die Tür geklopft hat, sollen die Diensthabenden so nicht mitbekommen haben. Auch dass die Polizei mehrfach gegen die Tür hämmerte, haben ein Arzt und zwei Sozialarbeiter offenbar nicht bemerkt.

Der Tschetschene wurde jedenfalls ins Spital gebracht, laut behandelnden Ärzten besteht keine Lebensgefahr.