Chronik/Wien

Mein Geschäft: Ein Kranz treibt bunte Blüten

Die Treppen hinunter in Niki Osls Atelier sind Stufen in

die Vergangenheit. Im Geschäftslokal der Döblinger

Villa in der Lannerstraße 20 finden sich Besucher zwischen schwarz-weiß gestreifter Tapete im 20er-Jahre-Stil, üppig gepolsterten Biedermeier-Möbeln und Vintage-Kommoden wieder. Und natürlich: inmitten von Blumen.

Feine wie üppige Blumenkränze – in knalligen Farben für die ausgelassene Party, in Weißtönen für die Hochzeit, verwoben mit Vintage-Obst oder auch mit kleinen Perlen für die Modeshow oder einfach nur so. Daneben oder dazwischen: Blütenhaarstecker, Blütenspangen, Blütenhaarreifen und Mini-Kreationen auf Samtbändern für den Arm oder die Alltagsfrisur.

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Zu haben sind die Kreationen ab 95 Euro, die großen Kränze kosten rund 2.500 Euro. „Nach oben gibt es aber eigentlich keine Grenze“, sagt Accessoire-Designerin Niki Osl, als sie den KURIER durch ihr Atelier führt. „Es gibt auch Kundinnen, die Swarovski-Kristalle oder schwarze Perlen möchten.“

Unkenrufen zum Trotz

Als die heute 40-Jährige vor zehn Jahren mit ihren Blumenkränzen begonnen hat, wollten ihr das fast alle ausreden. „Niemand will Blumenkränze“, hörte sie nicht selten. Und: „Vor allem mit alten Blumen nicht.“ Nur gut, dass sich Niki Osl von Unkenrufen nicht von ihrem Weg abbringen lässt. Denn tatsächlich hat sie mit ihrer Marke „Miss Lillys Hats“ (Namensgeberin ist ihre Katze) einen internationalen Trend ausgelöst. Stars wie Topmodel Franziska Knuppe, Schauspielerin Verena Altenberger oder Moderatorin Mirjam Weichselbraun tragen ihren Kopfschmuck.

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Als erste hatte vor rund acht Jahren die Sängerin Lana Del Rey angeklopft. Beziehungsweise: „Ihr Stylist hat mich kontaktiert.“ Er hatte ihre Modelle bei Modedesignerin Lena Hoschek gesehen, einer guten Freundin von Niki Osl. „Also bin ich mit einem Koffer voll Kränzen zu ihrem Konzert nach London. Ich war total nervös. Aber er war begeistert und hat den ganzen Koffer mitgenommen.“

Größte Sammlung

Heute fertigt Osl Hunderte Kränze im Jahr; jedes ein Unikat. Das Material befindet sich in raumhohen Kästen in ihrem Atelier: Zigtausende Blüten, Blätter, Bänder, Schleifen in allen Farbschattierungen. Die Kunstblumen sind nahezu ausschließlich Vintage, wurden in der Zeit zwischen 1850 und 1970 gefertigt. (Ganz vereinzelt lässt sie Blumen bei einem der wenigen Kunstblumen-Hersteller neu fertigen.)

Wie sie zu dem Fundus gekommen ist? „Jahrelanges Sammeln“, sagt sie und lacht. „Ich habe mit sieben Jahren begonnen, damals habe ich mir am Flohmarkt meinen ersten Hut mit Hutblumen gekauft.“ Heute besitzt sie eine der größten privaten Kunstblumen-Sammlungen Europas. Und sie ist stets weiter auf der Suche, besucht Vintagemessen und Flohmärkten, viele davon in Amerika. „Manchmal steht meine Mutter in der Nacht auf, um bei einer Auktion in Amerika mitzubieten“, sagt Niki Osl.

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Gelernt hat sie das Kranzbinden übrigens als Kind von ihrem „Onkel Schurl“; später hat ihr ihre Mutter weitergeholfen. Sie ist auch die einzige, die Niki Osl bei den Kränzen zur Hand geht.

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Tierschutz

Ihr Erfolgsrezept? „Ich glaube, man ist dann erfolgreich, wenn man auch geben kann. Ich bin sehr aktiv im Tierschutz, habe 17 Patentiere, unterstütze ein Straßenkatzenprojekt.“

Nebenbei probiert sie gern Neues aus. 2016 hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht: „Die Gräfin in mir“. Ein Roman über eine 30-Jährige, die in ihren Träumen eine Gräfin aus einem anderen Jahrhundert ist. Die Fortsetzung hat sie schon im Kopf. „Aber ich komme einfach nicht dazu, es aufzuschreiben.“ Dafür hat sie soeben ihren ersten Schlagersong fertig komponiert.

Info

Miss Lillys Hats

Niki Osl fertigt in ihrem Atelier luxuriösen floralen Haarschmuck. Termin gibt es nach Voranmeldung. Infos gibt es hier.

Blumige Wiesen

Am Samstag, 7. September, öffnet Niki Osl von 11 bis 18 Uhr ihr Atelier. Voranmeldung erbeten: office@misslillyshats.com  

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