Chronik/Wien

"Die Grünen wollen sich nur ein Denkmal setzen“

Seit fast 90 Jahren baut Familie Welledits in der Neubauer Apollogasse Brauerei-Anlagen. Jetzt überlegt Firmenchef Albert Welledits den Produktionsstandort zuzusperren und nach Niederösterreich oder Ungarn abzuwandern. Er sieht sich als Opfer des Prestigeprojekts von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) – der geplanten Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße.

„Fällt die Querung der Mariahilfer Straße weg, müssen wir mit unserem Lkw massive Umwege über den Gürtel in Kauf nehmen“, sagt der Unternehmer verärgert. Pro Jahr wären das um fast 500 Kilometer und 40 Fahrstunden mehr, hat er sich ausgerechnet. „ Und das nur, weil sich die Grünen, die die Autos hassen, ein Denkmal setzen wollen.“

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Es sind vor allem die kleinen Unternehmer in den Seitengassen der Einkaufsmeile, die gegen die geplante Fußgängerzone Sturm laufen. Durch den Wegfall der Querungsmöglichkeiten, die neuen Einbahn-Regelungen und die wachsende Parkplatz-Not befürchten sie massive Einbußen. „Gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist das eine saublöde Idee. Lohnt sich all dieser Aufwand für das bisschen mehr Lebensqualität in der Mariahilfer Straße. Sie funktioniert ja ohnehin“, sagt Silvia Graser von der Galerie Plank in der Kirchengasse. Auch auf sie warten künftig für geschäftliche Einkäufe in den Nachbar-Grätzeln Umwege durch das neue Einbahnen-Labyrinth.

Düstere Prognosen

Dabei ist fraglich, ob überhaupt die Geschäfte auf der Mariahilfer Straße selbst von der Fußgängerzone profitieren: Das Consulting-Unternehmen Standort + Markt rechnet mit Umsatzrückgängen von zehn Prozent, sollte das Projekt ohne eine vernünftige Verkehrslösung umgesetzt werden. Wichtig seien vor allem zusätzliche Parkplätze, denn Autofahrer würden bei Einkäufen mehr Geld ausgeben als die unmittelbaren Anrainer. „Die funktionierenden Strukturen über Bord zu werfen, ist ein Anschlag auf die Lebendigkeit der beiden Bezirke“, wettert Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank.

Das Gegenteil sei der Fall, beteuert man im Büro Vassilakou. „Die neue Verkehrsorganisation wird zu einer massiven Aufwertung der Gegend rund um die Mariahilfer Straße führen“, sagt ein Sprecher. Er ist überzeugt davon, dass sich viele der jetzigen Bedenken nach der Umgestaltung in Luft auflösen werden.

Noch sei aber nichts in Stein gemeißelt: „Wir sind bereit über Änderungen nachzudenken“, sagt der Sprecher. Deshalb gebe es ja auch den Probebetrieb ab Sommer. Sollte sich dabei zeigen, dass es in einzelnen Bereichen Probleme gibt, seien Nachjustierungen möglich.

Zum Thema Mariahilfer Straße neu findet ein KURIER-Stadtgespräch statt.