Märkte: Das Zähneknirschen der Standler
Von Elias Natmessnig
Es ist Sommer am Vorgartenmarkt. Hitze flimmert über den Ständen, ein einsamer Zeitungsverkäufer sitzt im Schatten. Obsthändler Dragan wischt sich den Schweiß von der Stirn. "Der Umbau dauert schon viel zu lange", brummt er. Die Verbesserungen habe er kaum gemerkt. "Der Strom wurde neu gemacht. Aber ich brauch’ eh nur Strom für die Glühbirne da oben", sagt Dragan und zeigt an die Decke. Er hofft, dass zumindest die Stammkundschaft bald wiederkommt.
2,3 Millionen Euro investiert die Stadt in den Umbau des Markts im zweiten Bezirk. Die elektrischen Leitungen, Wasser und Abwasserkanäle wurden rundum erneuert, der Boden neu asphaltiert. Viele Standler nutzen die Pause für eigene Sanierungsarbeiten. Ein Stand an der Ecke Radingerstraße wurde weggerissen, der Markt soll so für die Besucher offener wirken. Im September wolle man fertig sein, erklärt Marktamtsprecher Alexander Hengel: "Zwei Monate früher als geplant." Etwa 40 Stände wird der Markt dann haben, neue Gastronomen mit Naschmarkt-Erfahrung sollen zusätzliche Gäste anlocken. 7000 Besucher kamen pro Woche vor dem Umbau. "Diese Zahl kann man schon verdoppeln", sagt Hengl. Daran mag Fleischverkäufer Severin Sabev nicht so recht glauben. Missmutig schaut er über die Theke. "Um 30 bis 40 Prozent ist das Geschäft während des Umbaus zurückgegangen", klagt er. Sabev freut sich auf das Ende des Umbaus. "Es kann nur besser werden", sagt er.
Naschmarkt
Am Naschmarkt ist das Ende des Umbaus noch weit entfernt. Vor wenigen Tagen saßen vor dem Szenelokal Orient & Okzident noch die Massen bei einem Sommerspritzer, nun werken dort die Bagger.
"Was sein muss, muss sein", sagt Küchenchefin Aynur Kilicdagi. Juli und August seien sowieso schwache Monate. Die Zeit nutzt man im Orient & Okzident nun, um selbst ein wenig zu sanieren.
"Die Küche wird komplett erneuert, im Lokal gibt es kleine kosmetische Veränderungen", erklärt Kilicdagi. Im September wolle man aber wieder aufsperren. Dass das klappt, dafür sorgt Wolfgang Noga, Projektleiter der MA 35. Auch am Naschmarkt wird die Infrastruktur samt Boden erneuert, 14,6 Millionen Euro sind für die Sanierung veranschlagt. Besonders stolz ist Noga auf die geheizten Wasserrohre: "Früher ist das Wasser oft eingefroren, das kann nicht mehr passieren." Technisch sei die Sanierung wegen der Überplattung des Wienflusses eine Herausforderung. Trotzdem liege man voll im Zeit- und Budgetplan, versichert Noga. Die meisten Standler begrüßen die Maßnahme zähneknirschend, so auch Kilicdagi. Die ständigen Ausfälle von Wasser und Strom seien eine Katastrophe gewesen, sagt sie: "Es kann nur besser werden."