Nach Lärmbeschwerden: Arena Wien kämpft um Sperrstunde
Von Verena Richter
Das erste Open-Air-Konzert des Jahres steht in der Arena Wien bereits fest: Den Auftakt wird Großstadtgeflüster am 3. Mai bilden, gefolgt von Bilderbuch. Rechtzeitig zum Saisonstart soll auch die neue Soundanlage aus Amerika eintreffen.
Nach Lärmbeschwerden schießt die Stadt für den Kauf 595.000 Euro zu, um den Konflikt mit den Bewohnern der neuen Wohntürme „The Marks“ zu entschärfen.
Arena-Obmann Mario Weisch rechnet mit der neuen Anlage bis Mitte April: „Dann wird sie gleich auf die Bühne gehängt. Um sie richtig einzustellen, wird es ein bis zwei Wochen dauern. Es geht darum, den Sound in der Arena zu halten.“
Weisch hofft, dass die Bands wie gewohnt bis 23 Uhr auftreten dürfen. In der Vergangenheit wurden die nötigen Anträge zur Sperrstundenstreckung genehmigt. Aber auf das, was war, ist nicht mehr unbedingt Verlass.
Wer tonangebend ist
Jahrzehntelang konnte in der Arena ungestört gefeiert und Musik gespielt werden. Seit vergangenen Sommer sei seitens der MA 36 (Veranstaltungen) die Sperrstunde für Indoor-Events aber nicht mehr über 2 Uhr hinaus genehmigt worden.
Die Arena verlor vereinzelt Events, in den denkmalgeschützten Räumen mussten alte Fenster gedämmt werden.
Nun unternimmt man einen weiteren Versuch, um wieder länger feiern zu dürfen. Die Arena ließ zwei Gutachten erstellen. Gemessen wurde, in welchem Ausmaß der Lärm an den umliegenden Hausfassaden ankommt.
Die Messungen hätten über mehrere Tage, während Konzerten sowie außerhalb von Events stattgefunden. Erlaubt wären nach 22 Uhr 45 Dezibel.
Das Ergebnis der Messungen: „Der Umgebungslärm liegt deutlich darüber, auch ohne die Arena“, sagt Weisch. Die Konzerte seien nicht „pegelbestimmend“, sondern nur im Hintergrund zu hören, und würden zum Beispiel vom Verkehr auf der Tangente übertönt.
Es sei nie so still wie vorgeschrieben und daher unmöglich, die Vorgaben einzuhalten.
Nächster Anlauf für längere Sperrstunde
Das letzte Gutachten liegt inzwischen der MA 36 vor und soll Ende der Woche behandelt werden. Was den Verkehrslärm angeht, erklärt man: „Wenn der Umgebungsverkehr lauter ist als die Immissionen durch die Musik, können Messungen nur in Verkehrspausen erfolgen.“
Gemeint ist damit geringerer Verkehr zwischen Mitternacht und 2 Uhr Früh. Was Konzerte bis 23 Uhr im Sommer angeht, beruhigt man. Man sehe hier derzeit keinen Grund, dies nicht zu erlauben.
Eine der größten Arena-Eventreihen ist das „Iceberg“, das bis Ende Februar angemeldet ist. Für die zukünftigen Termine will man auf Basis des neuen Gutachtens wieder eine Streckung der Sperrstunde auf 6 Uhr beantragen
Petition gestartet
Die grundlegende Problematik bleibt: Neuer Wohnraum entsteht im Nahegebiet etablierter Clubs, was zu Lärmkonflikten führt. Damit Musikstätten nicht in ihrer Existenz bedroht werden, fordert die Petition „Für ein lebendiges Nachtleben“ ein Umdenken in der Planungspolitik der Stadt sowie ein Schutzkonzept.