Chronik/Wien

KURIER-Grätzelgespräch: Debatte und wichtige kleine Lösungen

Und dann ist es plötzlich laut. Ein älterer Mann springt von seinem Sessel auf, gestikuliert wild in Richtung einer Frau, die auf der anderen Seite steht. Ein junger Mann dreht sich um, um argumentativ dagegenzuhalten. Eine jüngere Frau fordert eine andere (die extra aufgestanden ist, um ihrem Ärger Nachdruck zu verleihen), auf, doch bitte nicht zu verallgemeinern.

Welches Thema die Emotionen beim ersten KURIER-Grätzelgespräch so hochkochen ließ? Der Verkehr. Oder noch konkreter: der Konflikt zwischen Autofahrern und Radfahrern.

Nach der großen Bezirksumfrage bat der KURIER am Donnerstagabend zum ersten Grätzelgespräch für den 5. und 6. Bezirk in die Trattoria Margareta auf den Margaretenplatz.

Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) und die Bezirksvorsteher von Margareten und Mariahilf, Susanne Schaefer-Wiery und Markus Rumelhart (beide SPÖ), diskutierten unter der Moderation von KURIER-Wien-Chef Christoph Schwarz mit mehr als 60 Leserinnen und Lesern.

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Die Vizebürgermeisterin ließ sich dabei selbst von der schärfsten Auseinandersetzung nicht aus der Ruhe bringen: „Man kann ruhig auch einmal lauter diskutieren“, sagte sie.

„Sorgenkind“ Verkehr

Dass der Verkehr nicht nur Hebeins „Sorgenkind“ ist – wie sie sagte – war schnell klar. Und zwar egal, aus welcher Perspektive die Problematik betrachtet wurde.

Arno Dermutz (58), laut Eigenbeschreibung „Alltagsradler“, beklagte das hohe Verkehrsaufkommen auf der Margaretenstraße. „Das ist sogar mir zu heavy“, sagt er. Dass Radfahrer ihren Raum einforderten, brachte eine anwesende Autofahrerin in Rage. Sie brauche das Auto zum Arbeiten, und dass es im Bezirk keine Anrainerparkplätze gebe, sei eine Frechheit.

„Ich möchte den Menschen keinen Sand in die Augen streuen“, sagte die Vizebürgermeisterin. Aber eines müsse klar sein: Der öffentliche Raum sei für alle da.

 

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Emmerich Brix (84) aus dem 6. Bezirk brachte ein anderes Verkehrsproblem zur Sprache: den Durchzugsverkehr. Denn dieser habe sich in Mariahilf von den verkehrsberuhigten Zonen in andere Gassen und Straßen verlagert hat. Dass bald auch noch die Gumpendorfer Straße zur Begegnungszone werden könnte, hält Brix für keine gute Idee: „Die fahren ja dort nicht zum Spaß“, sagt er.

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Was es brauche, sei ein durchgängiges Verkehrskonzept, sagte Bezirksvorsteher Markus Rumelhart. „Von der Burggasse bis zur Wiedner Hauptstraße.“

Auch im 5. Bezirk steht die nächste Verkehrsberuhigung an. Und zwar auf der Reinprechtsdorfer Straße. 35 Bäume sollen gepflanzt werden. „Ob sie eine Begegnungszone oder etwas anderes wird, steht noch nicht fest“, sagte Bezirkschefin Susanne Schaefer-Wiery.

Die Gefahr, dass die Straße – wie von Diskutanten bekrittelt – zu einer „Luxusmeile“ samt „Palmenhain“ verkomme, ist laut Schaefer-Wiery „nicht zu erwarten. Das würde die Bevölkerungsstruktur des Bezirks gar nicht zulassen.“

Dass der mangelnde Grünraum in beiden Bezirken ein großes Thema ist, hat die KURIER-Bezirksumfrage gezeigt. 83,5 Prozent der Befragten in Margareten wollen mehr Grün; 77,9 Prozent der Befragten in Mariahilf. Dass das in beiden dicht verbauten Bezirken nicht so einfach ist, liegt auf der Hand.

Rumelhart könnte sich vorstellen, mehr Dächer zu begrünen. Er freue sich zudem, sagte Rumelhart, auf den „coolen Park“, der beim Haus des Meeres entstehe. Hebein kündigte an, die Bauordnung so zu vereinfachen, dass mehr Fassadenbegrünung möglich ist.

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Dass es sich für die Bürgerinnen und Bürger übrigens meistens lohnt, sich an ihre Bezirksvorsteher zu wenden, hat Agnes Wagenhofer (74) am Donnerstag erlebt: Vor elf Jahren stellte Wagenhofer drei Blumentröge vor ihr Geschäft auf dem Margaretenplatz. Neun Jahre später kamen zwei Beamte vom Magistrat, maßen die Tröge, wogen die Blumenerde ab und stellten fest: Die Blumentröge vor dem Geschäft sind illegal.

Die Lösung hatte Bezirkschefin Schaefer-Wiery direkt beim Grätzelgespräch parat: „Der Bezirk hat eine Genehmigung. Die kann ich Ihnen gerne zukommen lassen.“

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