Chronik/Wien

Rapid-Fans eingekesselt: Polizei-Video zeigt Grund für Sperre der A23

Als „Fehlinformationen“ bezeichnete  die Wiener Polizei am Tag nach dem Derby  Berichte über die Anhaltung von mehr als 1300 Rapid-Anhängern. Um die Sache richtig zu stellen, griff man zu einem ungewöhnlichen Mittel. Die Polizei veröffentlichte Videomaterial, „um den Einsatz für die Öffentlichkeit nachvollziehbarer zu machen“, hieß es in einer Aussendung. Die Aufnahmen zeigen tatsächlich, wie Gegenstände von einer Brücke über der A23 auf die Fahrbahn geworfen werden, was eine Sperre der Autobahn zur Folge hatte.

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Der Einsatz der Wiener Polizei im Rahmen des Derbys am Sonntag wird am Tag danach kontrovers diskutiert. Einerseits zeigen sich Fans der Grün-Weißen sowie der Präsident des Klubs fassungslos über die stundenlange Anhaltung von mehr als 1300 Personen. "Ich habe als ehemaliger Offizier des Bundesheers großes Verständnis für rechtsstaatliche Prinzipien. Was ich am Sonntagabend erlebt habe, hätte ich aber im Rechtsstaat Österreich nicht für möglich gehalten. Hier war keinerlei Verhältnismäßigkeit gegeben, Menschen über Stunden bei Minusgraden einer solchen Situation auszusetzen, halte ich für skandalös", sagt Rapid-Präsident Michael  Krammer.

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Auf der anderen Seite belegen Videos vom Fan-Marsch durch Favoriten wie aufgeheizt die Stimmung vor dem Derby war. Zu sehen ist unter anderem, wie Schneebälle auf Wohnhäuser geworfen und Pyrotechnik benutzt wurde.

 

Bereits als Risiko-Fans bekannte Männer warfen laut Polizei pyrotechnische Gegenstände, Getränkedosen und Schnee auf die meistbefahrene Autobahn Österreichs, die praktisch unmittelbar an der Arena vorbeiführt. "Das sind Trotteln", meinte Präsident Krammer. Dieser Meinung ist auch Rapid-Fan und Strafverteidiger Werner Tomanek. "Die Polizei ist für die Sicherheit verantwortlich und wenn etwas passiert, ist es ihre Schuld. Wenn man bei jedem Match 'All Cops are Bastards' schreit, dann darf man sich nicht wundern, wenn man eingekesselt wird. Die Dauer des ganzen ist vermutlich so lange, weil das eben seine Zeit braucht, um 1300 Leute zu kontrollieren.

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Polizei-Videos sollen veröffentlicht werden

Die Wiener Polizei äußerte sich noch in der Nacht zu den Vorfällen. Derzeit werde der Einsatz evaluiert, im Laufe des Tages soll es neue Informationen geben. Man wolle unteranderem Bildmaterial und Videos veröffentlichen, die den Einsatz zeigen sollen. "Um den Einsatz für die Öffentlichkeit nachvollziehbarer zu machen und um die derzeit zahlreich kursierenden Fehlinformationen und Anschuldigungen zu berichtigen, werden wir Auszüge aus dem Einsatzverlauf sowie Teile der polizeilichen Bild- und Videodokumentation veröffentlichen", hieß es in einer Presseaussendung am Montag.

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Laut der Rechtshilfe Rapid seien Personen umgekippt. "Von menschenunwürdigen Zuständen", berichtete Rapid-Präsident Michael Krammer, der vor Ort war, dem KURIER. Die Polizei verteidigt ihr Handeln. Sogar ein sprengstoffähnliches Pyrotechnik-Material soll sichergestellt worden sein. Drei Personen mussten mit der Wiener Rettung ins Spital gebracht werden.

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Überprüft werden die Vorfälle der vergangenen Nacht auch von der Rechtshilfe Rapid. "Bei uns läutet ununterbrochen das Telefon. Wir überprüfen jetzt gerade was wirklich passiert ist und welche Gegenstände tatsächlich auf die Fahrbahn geworden worden sind. Es wird auch eine Beschwerde bei der Polizei geben. Ob noch weitere Schritte eingeleitet werden, wissen wir derzeit noch nicht."

Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) der Uni Wien stellte sich am Montag in einer Aussendung an die Seite der Rapid-Fans: "Gestern Nachmittag wurden etwa 1.500 Rapid-Fans auf dem Weg zum Wiener Stadtderby von der Polizei festgesetzt und bis zu sieben Stunden in einem Kessel angehalten. Dies fand auf einem schmalen Trampelpfad direkt über der Autobahn A23 statt, der lediglich durch einen niedrigen Zaun gesichert war. Nur durch das besonnene Verhalten der Fans kam es nicht zu einer Massenpanik, die zum Absturz von Personen hätte führen können. Die Polizei hatte die Situation zu keiner Zeit unter Kontrolle und setzte keinerlei Maßnahmen, die große Zahl an Fans aus dem Gefahrenbereich zu bringen."

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