Chronik/Wien

Klo der Zukunft aus Wien

Erst revolutionierte er den Computer, nun versucht sich Microsoft-Gründer Bill Gates offenbar an einer Neuerfindung des Klos. Ein Wiener Designbüro soll ihm nun dabei helfen, die Geschichte des Aborts neu zu schreiben. Das berichtet der Nachrichtensender Ö1.

Was komisch klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Weltweit verfügen 2,5 Milliarden Menschen über keine oder nur unzureichende Sanitäranlagen. Die Verbreitung von Krankheiten ist vorprogrammiert. "Es ging darum, eine leistbare Toilette zu entwickeln, die hygienischen Standards entspricht und die in wasserarmen Regionen zur Anwendung kommen kann", sagt Harald Gründl vom Wiener Designbüro EOOS.

Gemeinsam mit Schweizer Forschern des Instituts EAWAG tüftelte Gründel ein Jahr lang am Klo der Zukunft. Das Problem: Herkömmliche Toiletten mit Wasserspülung sind teuer. Sie benötigen für das Abwassersystem Unmengen an Nutzwasser – und gerade das ist in Ländern der Dritten Welt oft nicht vorhanden.

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Außerdem sollte das Häusl der Zukunft auch noch schick sein. "Jeder dritte Handybesitzer in Indien verfügt über mangelhafte Sanitäranlagen. Das heißt, eine Toilette sollte auch ein Statussymbol sein."

Zuletzt präsentierte Gründel seine "Diversion Toilet" Gates in Seattle. Letzterer zeigte sich begeistert und machte 40.000 Dollar für das Projekt locker. Der Grund: Die Toilette benötigt weder einen Wasseranschluss noch Kanalisation und Strom. Fäkalien und Urin werden bei dem Super-Häusl getrennt. Aus den Fäkalien wird Energie gewonnen, um das Abwasser aufzubereiten. Parallel dazu führt eine zweite Pumpe das schmutzige Wasser in einen Aufbereitungstank, wo es durch Mikrofiltration wieder in sauberes Wasser umgewandelt wird.

Ob das Häusl in Serienproduktion geht, ist aber noch ungewiss. "Es gibt bereits Interesse seitens der Industrie", sagt Gründel. "Immerhin könnte die Toilette auch bei uns zum Einsatz kommen."