Chronik/Wien

Patient in Klinik Donaustadt lag auf Fußboden, Wigev beschwichtigt

Der Personalmangel in den Wiener Spitälern ist kein neues Phänomen. Auch der KURIER berichtet seit Langem laufend über überlastete Ärztinnen und Pfleger, gesperrte Betten und geschlossene Stationen.

In der Klinik Donaustadt hat das nun dazu geführt, dass ein offenbar aus dem Bett gestürzter Patient auf dem Boden lag. Ein Foto, das der "Kronen Zeitung" zugespielt wurde, sorgt derzeit für Aufregung. Es soll einen Patienten in der Orthopädie- und Traumaabteilung der Klinik Donaustadt zeigen, der aus dem Bett gefallen war und auf den Boden liegen blieb.

➤ Mehr lesen: Zu wenig Personal für OPs: Spitäler verwalten jeden Tag den Mangel 

Die Versorgung der Station hänge generell „am seidenen Faden“, das Personal könne nicht mehr, heißt es in dem Bericht weiter. Weitere zehn Patienten sollen in Gangbetten gelegen haben.

Bericht sei "schlichtweg falsch"

Der Wigev allerdings dementierte am Donenrstag: Der Bericht in der "Kronen Zeitung" sei "schlichtweg falsch", sagte Nina Brenner-Küng, Leiterin der Wigev-Unternehmenskommunikation, der APA. "Der Patient ist lediglich zwei bis maximal drei Minuten am Boden gelegen", sagte Brenner-Küng.

Der Fall sei genau protokolliert worden. "Er hat am Montag um 6.00 Uhr versucht, selbstständig aufzustehen und ist dann aus dem Bett gestürzt", erläuterte die Sprecherin. Das sei sofort aufgefallen, da der Patient an einem Monitor angeschlossen war und sich außerdem eine Sitzwache in unmittelbarer Nähe befunden habe. Auch Pflegekräfte waren rasch an Ort und Stelle, um dem älteren Mann auf und ins Bett zu helfen. Er sei laut Protokoll um 6.03 Uhr wieder im Bett gelegen, sagte Brenner-Küng. Auch eine Ärztin sei innerhalb von zwei Minuten da gewesen und habe den Mann untersucht, ebenso sei eine bildgebende Untersuchung durchgeführt worden. Der Nachtdienst in der Nacht des Vorfalls sei also regulär besetzt gewesen.

Dem Patienten sei durch den Sturz nichts passiert: "Es geht ihm gut, er kann sich nicht an den Vorfall erinnern", sagte Brenner-Küng.

Foto stammt vermutlich von einem Mitarbeiter

„Wir haben es in der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie mit Patientinnen und Patienten zu tun, die multiple Krankheitsbilder mitbringen“, sagt Lothar Mayerhofer, Ärztlicher Direktor der Klinik Donaustadt. „Hohes Alter und damit einhergehende Demenzerkrankungen und Verwirrungszustände sind bei unseren Patientinnen und Patienten sehr häufig."

Das Foto habe vermutlich einer der Mitarbeiter gemacht. "Es kommt nur ein kleiner Personenkreis in Frage", sagte die Sprecherin. "Dass man ein Foto macht, bevor man hilft, ist ethisch nicht in Ordnung", kritisierte die Wigev-Sprecherin. Wie das Foto entstanden ist, werde derzeit recherchiert.

Zuvor hatte am Mittwochabend auch SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in einer Aussendung rasch eine „lückenlose Aufklärung“ des Falls gefordert. Es sei „nichts Neues“, dass die Personalsituation angespannt sei, „wir alle kämpfen dafür, dass es besser wird“. Hilfe zu unterlassen, könne aber „niemals dazu dienen, eine Position zu verdeutlichen.“

"Keine Zeit für ein Fotoshooting"

„Wenn ein Patient offensichtlich aus dem Bett gefallen ist – aus welchem Grund auch immer – dann kann niemand von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Zeit haben, ein Foto zu machen – aus welchem Motiv auch immer“, so Hacker.

Man habe sich immer zuerst um die Patientinnen und Patienten zu kümmern, denn: „Es könnte auch um Sekunden gehen. Da hat kein Ersthelfer Zeit für ein Fotoshooting zu haben. Das ist für mich inakzeptabel.“

Auf den Bericht der Kronen Zeitung ist mittlerweile auch die Wiener Ärztekammer aufgesprungen. "Laut Medienbericht war bei der Entstehung des Fotos die Nachtschicht im Donauspital schwer unterbesetzt – das überrascht mich leider gar nicht", so Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien, Stefan Ferenci. Die im Artikel getätigten "Hilferufe" könne man nur bestätigen, heißt es. „Es gibt kaum Pflegerinnen und Pfleger, die Ärztinnen und Ärzte, die es noch gibt, brennen regelmäßig aus. Die Leidtragenden sind am Ende vor allem Patientinnen und Patienten. Ein solidarisch finanziertes Gesundheitssystem darf sich solche Horrorszenen, zumal in gewisser Regelmäßigkeit, niemals leisten“, so Ferenci. Auf die Darstellung des Wigev zu dem Vorfall geht die Wiener Ärztekammer nicht ein.

Gefordert wird in der Aussendung ein Krisengipfel. "Ziel ist ein konkretes und abgestimmtes Maßnahmenpaket, um die untragbaren Zustände in Wiens Spitälern zu bekämpfen", heißt es dort.