Kein stiller Abschied der Bestattung
Von Josef Gebhard
Nachdem Bürgermeister Michael Häupl nach massiven Protesten die Bebauung des Areals Am Steinhof gestoppt hat, wittern jetzt andere Bürgerinitiativen Morgenluft: Vor zwei Tagen erhielt Häupl einen offenen Brief der Initiative "Rettet die Goldeggasse", die den Verkauf des Areals der Bestattung im 4. Bezirk verhindern will.
Der Hintergrund: Im Februar 2012 zieht die Bestattung in ihr neues Hauptquartier am Zentralfriedhof um und veräußert deshalb ihre bisherige Zentrale in der Goldeggasse. Das Bieterverfahren ist bereits abgeschlossen. Der Sieger wird demnächst bekannt gegeben.
"Es ist nicht ok, dass die Stadt ihr Tafelsilber verscherbelt, ohne die Bevölkerung zu fragen, was damit passieren soll", sagt Christoph Herren von der Bürgerinitiative. Er und seine Mitstreiter befürchten, dass auf dem 8500 m² großen Areal hochpreisige Wohnungen errichtet werden. Dabei könnte man die Zentrale der Bestattung in ein Sozial- und Kulturzentrum verwandeln, "das allen dient und nicht nur wenigen Privilegierten".
Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die Bürgerinitiative schon mehr als 500 Unterschriften gesammelt. Unterstützt wird sie von allen vier Bezirksparteien: "Ich bin dagegen, dass in der Goldeggasse irgendein Riesenprojekt entsteht", sagt Bezirksvorsteher Leopold Plasch (SPÖ). "Wir brauchen im Bezirk Kindergartenplätze und ein Geriatriezentrum." - "Es wäre das Mindeste, wenn wenigstens im Erdgeschoß ein Kindergarten errichtet werden könnte", sagt auch Barbara Neuroth von den Grünen.
Bei der Bestattung weist man den Vorwurf mangelnder Transparenz zurück: "Der Verkauf ist seit 2008 bekannt." Er sei auch in Zeitungen kommuniziert worden und erfolgte über ein internationales Bieterverfahren. Der Erlös des Verkaufs sei "unabdingbare Voraussetzung für die Finanzierung des neuen Gebäudes".
Gespräche geplant
Im Büro der zuständigen Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) versteht man die Aufregung nicht: "2008 wurde der Bezirk in Kenntnis gesetzt. Damals wurden keinerlei Wünsche geäußert." Man werde aber den neuen Besitzer beauftragen, mit dem Bezirk ein Einvernehmen herzustellen.
Die Bürgerinitiative will jedenfalls nicht aufgeben: "Noch den Erfahrungen am Steinhof hoffen wir, dass die Stadt auch in diesem Fall ein Einsehen hat."