Hungrige Sauger den Wienern auf den Fersen
Von Julia Schrenk
Sie knabbern nicht, sie saugen. Das ist wichtig, denn die Garra-Rufa-Fische werden oft irrtümlich als „Knabberfische“ bezeichnet. In der Kirchengasse 35 im 7. Wiener Gemeindebezirk hat nun der erste Shop eröffnet, in dem man sich von eben diesen Fischen pediküren lassen kann: Feel & Peel.
Ja, das kitzelt. Im ersten Moment. Im dritten und vierten ist es ungewohnt, im fünften Moment wird es dann langsam angenehm. Fest steht: Sobald die Füße im Wasser baumeln, sind einem die hungrigen Biester auf den Fersen – und saugen an Hornhaut und abgestorbener Haut.
Die Idee zu dem ungewöhnlichen Wellness-Shop hatte Saman Hassani. Der 33-jährige gebürtige Iraner wollte dringend eine Marktlücke füllen. Egal welche, Hauptsache Marktlücke. „Ich war immer auf der Suche nach so einer. Oft war ich zu spät dran, manchmal haben mir die Mittel gefehlt. Dann hab ich die Fischpediküre im Fernsehen gesehen und am nächsten Tag mit der Planung begonnen.“
Langer Fußmarsch
Eineinhalb Jahre lang hat Hassani einen Businessplan erstellt, erst dann beschritt er den Behördenweg – und es wurde ein langer und beschwerlicher Weg. „Es hat sich niemand ausgekannt, weil es neu war. Es gab nicht einmal einen Wortlaut für das Gewerbe“, erzählt Hassani. Mittlerweile gibt es einen Begriff: Fischpediküre, ganz einfach. Um so eine Fischpediküre aber auch anwenden zu dürfen, musste Hassani erst auf die Schulbank: Der frühere Wirtschaftsstudent und Besitzer einer Videothek lernte die Grundzüge der Kosmetik und absolvierte einen WIFI-Kurs für Tierschutz und Tierhaltung.
„Meine Fische liebe ich“, sagt Hassani. Deshalb schwimmen auch nur maximal 90 Fische in einem Becken, statt der sonst üblichen 200. Etwa eine halbe Stunde lang knabbern die Fische für 26 Euro an den Füßen. Satt sind sie dann nicht, sie haben gleich Appetit auf die nächsten – zuvor von Hassani appetitlich gereinigten – Füße.
Pedi Heil Abgesehen von Haut ernähren sich die Garra-Rufa-Fische von Fischfutter mit extra Vitaminen. Die Lebenserwartung liegt bei zirka sechs Jahren. Nach übermäßigem „Arbeitseinsatz“ gibt es übrigens auch einen Pausenraum für die Fische: In einem großen Aquarium können sie chillen und verdauen – ungestört, denn der Kunde hat dann längst auf Samtpfoten das Geschäft verlassen.