Hundstage auf den Baustellen
Von Martin Gantner
Ab zehn Uhr am Vormittag wird das Hackeln zur Qual." Manfred Kraly steht am Dach eines Rohbaus am Nordbahnhofgelände. Dort, wo bald 25.000 Wiener leben werden, ragen seit Monaten Dutzende Kräne in den Himmel. Kraly und seine Kollegen werden dieser Tage oft "gequält". Immerhin sagen Meteorologen extreme Hitze und für heute, Dienstag, Temperaturen um die 38 Grad voraus. "Ohne Handschuhe solltest nichts mehr angreifen", sagt der 53-jährige Schalungszimmerer. "Ärmer sind die Kollegen vom Asphalt. Einen Meter über dem Boden hat es dort konstant 80 Grad Celsius. Bei uns sind es vom Boden weg immerhin 55 Grad. Auch das reicht." Der Burgenländer war vor drei Jahren auf einer Baustelle am Südbahnhof tätig. "Da sind an einem Tag drei Kollegen umgekippt. Es gab zu wenig zu trinken."
Schweiß
Für ihn und knapp 200.000 andere Bauarbeiter in Österreich sind die aktuellen Hundstage noch ein Stück quälender als für die restlichen Arbeitnehmer des Landes. Baugewerkschafter Josef Muchitsch sagt: "Während Badegäste bei Temperaturen jenseits der 35-Grad-Marke in den Schatten flüchten können, müssen Bau-Holz-Arbeiter weiter in der prallen Sonne Schwerarbeit leisten." Muchitsch fordert Hitzefrei wenn das Thermometer mehr als 35 Grad anzeigt. In den letzten drei Jahren sei dies nur rund drei Mal pro Jahr der Fall gewesen. Rolf Gleißner von der Wirtschaftskammer Österreich hält davon wenig: "Der Sommer ist jene Zeit, in der am Bau am meisten weitergeht – etwa auf der Südosttangente. Klar ist aber, dass die Arbeiter mit Sonnencreme und Getränken gut versorgt werden müssen." Kraly schmunzelt oben am Dach des Rohbaus. "Irgendwann ist halt auch die Tube mit der Sonnencreme leer."