Chronik/Wien

Hotelier verdient an Flüchtlingen

Der Flüchtlingsstrom nach Österreich reißt nicht ab – doch auch jene Menschen, die auf der Durchreise sind, beschäftigen die Behörden. Aktuell ist das "Hotel Carina" in Wien eine Anlaufstelle für sie. Die Flüchtlinge wollen meist nach Deutschland oder Schweden, können aber nicht mit einem Schlepper die gesamte Route absolvieren.

Bei einem KURIER-Lokalaugenschein am Donnerstag sitzen viele Männer in einem nahegelegenen Park, Deutsch spricht keiner. Als sie bemerken, dass sie fotografiert werden, läuft einer in das Hotel und holt "Verstärkung". Eine Gruppe eilt auf die Straße, die Situation ist brenzlig.

Eigentlich sollte es diese Problematik in der Kulmgasse 22 nicht mehr geben, denn nach Anrainer-Beschwerden waren schon mehrmals Behörden vor Ort, erklärt die Hernalser Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer: "Das Hotel war bis auf das Dreifache überbucht. Es stand sogar ein Bett in einer Sauna. Wir haben mit Bau- und Finanzpolizei eine konzentrierte Aktion gesetzt."

Auch Walter Hillerer, der Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen, war mit seinem Team bei der Aktion vor Ort und kennt die Hintergründe: "Grundsätzlich ist das Problem für uns etwas Neues. In dem Hotel ist ein Verein gemeldet, der sich angeblich verpflichtet fühlt, Iraker und Syrer bei der Durchreise ins Zielland aufzunehmen. In Wahrheit steckt da aber viel Geld dahinter." Im Moment prüft die Finanzpolizei diese Einnahmen. Es dürfte sich allerdings um große Summen handeln. In dem Hotel schlafen laut Schätzungen der Behörden etwa 150 Leute, die 70 bis 100 Euro für ein Bett bezahlen. Sowohl Walter Hillerer als auch Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer wiesen auf Anfrage darauf hin, dass sich die Situation schon gebessert hätte – was vor Ort aber nicht zu bemerken ist.

Nachkontrollen

Genau heute vor einer Woche wurde diese "konkrete Aktion" gegen die Zustände in dem Hotel gesetzt. Nun ist wieder alles beim Alten. Anrainer berichten von Taxis, die spät nachts ankommen und neue "Gäste" bringen. Oft soll auch lautstark über die Zimmerpreise verhandelt werden.

"Es ist besonders schäbig, aus Flüchtlingen in Not Profit schlagen zu wollen", sagt Ilse Pfeffer. Die Gruppe Sofortmaßnahmen will nun Nachkontrollen machen.