Chronik/Wien

Hausabriss in Favoriten droht

Eigentlich wollte der Hausbesitzer in der Remystraße in Wien-Favoriten der Umwelt einen Gefallen tun. Die Erdwärmepumpe, die er vor rund sieben Jahren in seinem Keller installiert hatte, sollte die Natur schonen. Die spielte ihm aber einen Streich. Direkt unter dem Keller, in 55 Metern Tiefe, ist eine Gasblase angebohrt worden. Seitdem strömt Gas aus. Bemerkbar machte es sich durch feuchte Flecken im Keller, denn das Gas drückte Wasser in das Untergeschoß. Mittwochmittag wurde Gas-Alarm geschlagen und das Grätzl in einen Ausnahmezustand versetzt.

Die benachbarten Gebäude waren vorsorglich evakuiert, zwei Straßen gesperrt worden. „Ich wollte nur mal nachfragen, ob ich lüften darf“, erkundigte sich gestern Mittag ein betagter Bewohner. Gefahr bestehe nunmehr für niemanden, versicherte ein Feuerwehrmann. Andere Anrainer trösteten wiederum den verzweifelten Hausbesitzer.

Akute Explosionsgefahr hat zwar auch Mittwoch nicht bestanden, jedoch lebte der Favoritner lange auf einer tickenden Zeitbombe. Für sein Problem gibt es keine rasche Lösung. Darüber waren sich die Experten einig. Im Normalfall wird so ein Leck rasch abgedichtet – mit einer Füllung Beton. Diesmal steht aber ein schmuckes Einfamilienhaus über der angebohrten Stelle.

Die Feuerwehr belüftet derzeit den Keller. Ein brummender Stromgenerator vor dem Haus versorgt Hochdruckbelüfter, die das Gas mit Luft durchmischen und ins Freie blasen. Christan Feiler von der Wiener Berufsfeuerwehr: „Es wird mit Luft durchgemischt, damit es zu keiner zündfähigen Gaswolke kommen kann.“

Provisorium

Den gestrigen Tag über führten Mitarbeiter von „Wien Gas“ stündlich Messungen durch. Gegen Mittag rückte Spezialisten an, die ein Provisorium zur Ableitung des ausströmenden Erdgases zimmern sollen. Über Rohre soll das Gas kanalisiert und – wie durch einen Schornstein – über dem
Haus ins Freie geleitet werden.

Eine langfristige Option ist das nicht. Denn das Gas so lange ausströmen zu lassen, bis die Quelle erschöpft ist, kann lange dauern. „Jahre oder Jahrzehnte“, sagt Wilhelm Sackmaier, Chef des Bohrbetriebs der OMV. Zwar sei die Gegend für Gasvorkommen bekannt. Eine solche Blase sei aber selten.
Von einem (Teil-)Abriss war nur unter vorgehaltener Hand die Rede. Möglich sind auch Beton-Injektionen. Die Kosten könnten den Wert des Hauses aber übersteigen.