Chronik/Wien

Handgranaten-Mord: Vater besorgte Sprengstoff

Die Staatsanwaltschaft Wien spricht von einem "minutiös geplanten Mord". Anfang des Jahres kam am Fahrersitz eines BMW X5 in der Odoakergasse in Wien-Ottakring der Fahrer durch drei Schüsse um. Der Beifahrer starb kurz darauf durch eine im Wagen explodierte Handgranate. Im Oktober startet das Verfahren gegen Kristijan H., 35, dem doppelter Mord vorgeworfen wird. Seine Schwester, die geständig ist, steht ebenso wie ein dritter, in die Tat Eingeweihter vor Gericht. Es wird viel die Rede sein von den illegalen Diesel-Geschäften und der hinterzogenen Mineralölsteuer von 625.000 Euro. Glaubt man der Anklage, trieb H. die Angst vor einem Verrat zu der Tat.

Eine Frage wird bis dahin bereits von einem Gericht geklärt sein – nämlich, wie genau H. an die Granate kam. Am 8. September steht der Lieferant, sein Vater, deshalb vor Gericht. Ihm werden je zwei Vergehen gegen das Kriegsmaterialgesetz und gegen das Waffengesetz vorgeworfen.

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Der 63-jährige gebürtige Kroate, der sich als Taxifahrer verdingt, scheint eine tragische Figur in dem Mord-Krimi zu sein. Zumindest, wenn man seinem Anwalt Nikolaus Rast glaubt. H. trat an seinen Vater mit einer Bitte heran: "Bringst du mir eine Handgranate mit?" Den Zweck umschrieb er wage – jemand bedrohe ihn. Rast: "Der Vater willigte ein, weil er wollte, dass sich sein Sohn schützt." Dass er das explosive Mitbringsel im Auto illegal eingeführt hat, wird der Taxifahrer seinem Verteidiger zufolge auch zugeben. Explodiert ist sie allerdings nie, denn schon der kroatische Verkäufer, der sie dem 63-Jährigen für einen Kuna überlassen hatte, zweifelte stark an der Funktionstüchtigkeit. Deshalb wollte der Sohn auf Nummer sicher gehen und ließ seinen Vater eine zweite, neuere Granate (eine Splitterhandgranate M-75) bestellen, die H. dann selbst abgeholt haben soll.

Tatwaffen entsorgt

Vom Doppelmord erfuhr der Vater über die Zeitung. Er kannte die Opfer. Sein Sohn beteuerte noch, nichts damit zu tun zu haben. Irgendwann läutete nachts das Telefon – sein Sohn verlangte erneut nach seinen Diensten. Diesmal als Taxifahrer. Während der Vater gefahren sein soll, entsorgte sein Sohn laut Anklage eine Kalaschnikow, eine Granate und einen Revolver durch das Pkw-Fenster in der Donau. Später gab er seinem Vater eine blaue Tasche mit. Dass sich darin eine Rohrbombe befand, verschwieg der 35-Jährige. Wann im Oktober der Prozess gegen die Hauptverdächtigen im Handgranaten-Mord stattfindet, ist noch offen.