Chronik/Wien

Gewalt in der Schule: Suspendierung als Strafe

„Der traurige gewalttätige Vorfall in einer Wiener Schule erschüttert uns sehr. Ich wünsche dem Opfer gute und rasche Besserung. Wir verstärken gemeinsam mit der Wiener Polizei die Anstrengungen gegen Gewalt“, schrieb Stadtschulrat Heinrich Himmer auf Twitter.

Anlass war ein Vorfall mit einem 16-jährigen Schüler – ein asylberechtigter Flüchtling aus Syrien – der Polytechnischen Schule im 15. Bezirk. Er soll seinen Klassenkollegen am Mittwochvormittag in der Neuen Mittelschule in der Neubaugasse mit einem Klappmesser an Oberschenkel und Gesäß verletzt haben. Die Schüler des Polys waren für ein Projekt in der NMS.

Beim Fußballspielen in einer Garderobe zeigte der junge Mann seinen Mitschülern das Messer mit einer vier Zentimeter langen Klinge. Diese wollten es ihm wegnehmen. Bei einer Rangelei dürfte es zu den Verletzungen gekommen sein. „Die Aufsichtspflicht wurde sicher nicht verletzt, es war eine Gangaufsicht anwesend“, versichert Stadtschulrat-Sprecher Matias Meissner.

Dennoch: Weder der Gangaufsicht noch anderen Lehrern fiel der Vorfall auf. Erst als es dem verletzten Schüler, ebenfalls ein Syrer, während des Unterrichts immer schlechter ging, meldete er sich. Er wurde bis zum Eintreffen der Rettung im Krankenzimmer der Schule erstversorgt. Drei Psychologen des Stadtschulrates betreuten die Mitschüler und Lehrer. Der mutmaßliche Täter, wurde suspendiert und wird auch nicht mehr an die Schule zurückkehren dürfen, sagt Meissner. Er wurde noch gestern von der Polizei einvernommen und auf freiem Fuß angezeigt. „Die Lehrer haben richtig reagiert“, sagt Meissner.

Anti-Gewalt-Training

Im Rahmen eines Runden Tisches gegen Gewalt an Wiener Schulen wurden erst im Oktober speziell für polytechnische Schulen mehrere Maßnahmen von Stadtschulrat und Polizei gesetzt.

So werden „Grätzl-Polizisten“ in Konferenzen eingeladen und Gewaltpräventionsmaßnahmen mit den Schülern erarbeitet. Suspendierte Schüler sollen zur Normbelehrung zur Polizei, Psychologen und Sozialarbeiter enger miteinbezogen werden. Dazu kommen zusätzliche Deutschförderungen, Drogenprävention und das Projekt „AWID“ gegen Radikalisierung.

Suspendierung können seither länger als vier Wochen dauern. Damit soll erreicht werden, dass „mit der Suspendierung auch eine tatsächliche Änderung des Verhaltens einhergeht“, erklärte Stadtschulrat Himmer.