Chronik/Wien

Geschäfte in Wien: Sonntags lieber geschlossen

Am kommenden ersten Adventsamstag werden sich wieder die Menschenmengen durch die Shopping Center und Einkaufsstraßen wälzen. Tags darauf werden, das ist ebenso sicher, nur die Weihnachtsmarkt-Händler nennenswerte Umsätze machen.

Denn nach wie vor gehört Wien europaweit zu den Städten mit den strengsten Regeln für die Sonntagsöffnung im Handel. Weshalb die ÖVP einmal mehr auf eine Liberalisierung pocht: Die von Wien-Besuchern stark frequentierten Gegenden (Innere Stadt, Innere Mariahilfer Straße und Schönbrunn) sollen zu Touristenzonen werden, in denen Geschäfte auch am Sonntag aufsperren dürfen.

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Angelockt werden sollen damit aber auch einheimische Kunden: „Das kann verhindern, dass sie ins Internet oder ins benachbarte Bratislava ausweichen, wo sie natürlich auch sonntags einkaufen können“, sagt ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch.

Nun will man Unterschriften für die Sonntagsöffnung sammeln. Eine Aktion, die jedoch nur Symbolkraft hat. Denn bei kaum einem anderen Thema sind die Fronten derart verhärtet: Seitens der Stadtregierung ist man der Sonntagsöffnung grundsätzlich nicht abgeneigt, sie kann und will diese Frage aber nicht an den Sozialpartnern vorbei entscheiden.

Keine Annäherung

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Dort ist erst recht keine Annäherung in Sicht: Genau fünf Jahre ist es her, als der damals erst frisch ins Amt gewählte Wiener Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck Tourismuszonen durchsetzen wollte. Für Rückenwind sollte eine Abstimmung unter den Wiener Unternehmern sorgen, bei der 72,6 Prozent für die Sonntagsöffnung in solchen Zonen stimmten. Allerdings bei einer mageren Beteiligung von 16 Prozent.

Freilich hat damals auch die Gewerkschaft ihre Klientel befragt: 94,3 Prozent der Handelsmitarbeiter in der Wiener City wollen demnach am Sonntag nicht arbeiten.

Zwischen diesen Polen gelang in den vergangenen Jahren nicht die Spur einer Annäherung. Mario Ferrari von der GPA-djp ist weiter klar gegen die Sonntagsöffnung: „Die Betroffenen erwarten sich vielmehr Unterstützung auch von der Politik, wenn es darum geht, die geplante Öffnung der Geschäfte zu Silvester bis 17 Uhr zu verhindern“, sagt Ferrari. Er spricht damit entsprechende Bestrebungen von Supermarkt-Ketten an.

Bei der Wirtschaftskammer argumentiert man mit einem Umsatzplus von 140 Millionen Euro und 800 neue Arbeitsplätze, die Tourismuszonen bringen sollen.

Die Bevölkerung scheint dies nicht zu beeindrucken: Mit 54 Prozent ist nur eine knappe Mehrheit der Wiener für offene Geschäfte am Sonntag. Das ergab kürzlich eine Marketagent-Umfrage im Auftrag der Hoteliervereinigung.

Noch deutlicher das Ergebnis der aktuellen KURIER-Bezirksumfrage: Die Bewohner in der Umgebung Schönbrunns erteilen einer Tourismuszone eine klare Absage: Nur 28 Prozent der Teilnehmer wäre deren Einführung wichtig (siehe Grafik).