Chronik/Wien

Gastronomie rüstet sich für Demos am Kahlenberg

Die Absperrgitter hat die Polizei schon am Donnerstag vorbereitet. Denn am Samstag halten die als rechtsextrem eingestuften Identitären am Kahlenberg eine Kundgebung mit Fackelzug zum Cobenzl ab. Gleich drei linke Gegendemonstrationen wurden angemeldet. 450 Beamte werden im Einsatz sein, auch Polizeihunde wurden angefordert.

Die Identitären gedenken der Schlacht von 1683 und der Befreiung Wiens und rechnen mit 150 bis 200 Teilnehmern. Und das direkt vor der Josefskirche am Kahlenberg. Deshalb hat die Polizei von 12 bis 22 Uhr hier einen Schutzbereich eingerichtet – was Lokalbetreiber und Souvenirhändler vor Ort etwas ratlos wirken lässt.

"Hoffentlich fliegen keine Pflastersteine"

"Wir haben ganz normal offen, es gibt ja auch geplante Veranstaltungen im Haus, die hoffentlich nicht gestört werden. Wir haben unsere Kunden informiert, dass sie die Zufahrt über Klosterneuburg nehmen sollen", heißt es aus dem Restaurant Kahlenberg. Spätestens ab 18 Uhr könnte die Zufahrt ein Problem werden – dann starten die Identitären nämlich mit ihren Ansprachen. Danach wollen sie mit einem Fackelzug via Villenweg und Höhenstraße zum Cobenzl marschieren – dort ist die Abschlusskundgebung geplant.

"Eigentlich ist das ein sehr ruhiger Platz. Hoffentlich fliegen keine Pflastersteine", meint ein Souvenirhändler. Er will auf jeden Fall im Geschäft bleiben. Eine Kollegin sieht das ähnlich: "Keiner weiß, was da passieren wird. Das ist eine Provokation. Wir werden trotzdem offen haben."

Cobenzl schließt und spendet "Kleine Braune"

Das Cafe Cobenzl hingegen wird die Türen um 18 Uhr schließen - deutlich früher als sonst. "Wir verurteilen diese behördlich genehmigte Veranstaltung welche am Kahlenberg startet und direkt am Cobenzl endet. Den Erlös aller "Kleiner Braunen" Kaffees spenden wir an das Dokumentationsarchiv", verkünden die Betreiber.

Identitäre ausgesperrt

Auch das Restaurant Waldgrill direkt nebenan reagiert. Dort wollten sich die Identitären nach dem Fackelmarsch treffen. Die Reservierung dürfte von Seiten des Lokals storniert worden sein. Die Betreiber wurden vom KURIER um eine Bestätigung angefragt.

Gleich drei Gegenveranstaltungen wurden angemeldet: Die ÖH zieht von 16 bis 20 Uhr vom Cobenzl über die Höhenstraße in die Himmelstraße. Der Landesverband der antifaschistischen Widerstandskämpfer hat den Zug "Kein Platz für Rechtsextreme" angemeldet, trifft sich in der Himmelstraße und marschiert zur Höhenstraße, wo eine Kundgebung geplant ist. Die Sozialistische Linkspartei plant eine Kundgebung bei der U-Bahn-Station Heiligenstadt. Auch im öffentlichen Verkehr kann es zu Einschränkungen kommen.

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Schon in der Nacht auf Samstag kam es zu Spray-Aktionen von Linken. Zwei Männer im Alter von 24 und 27 Jahren wurden von der Polizei dabei ertappt, wie sie im Bereich der Höhenstraße Mauern besprühten. Bei den Sprayern wurden 17 Spraydosen gefunden, insgesamt sollen sie zehn Graffitis gesprüht haben.